Band III

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Sitten und Benehmen:
Familierung

Der Jovianer kennt keine Familienbindung im Sinne einer Verwandtschaft. Mit Worten wie Tante, Onkel usw. könnte er nichts anfangen, mit Schwager und Schwägerin noch weniger.
Wenn zwei sich lieben und zusammentun, bezeichnet man sie als familiert. Unser Verlobungsstatus kommt dem am nächsten, nur dass die Familierung kein Eheversprechen darstellt, da es keine Ehe gibt.
Ob aus einer solchen Verbindung Nachwuchs hervorgeht oder nicht, spielt keine Rolle.
Auch die Jovianer familieren sich auf längere Dauer, doch auch bei den Jovianern muss es längst nicht fürs Leben sein. Scheidungen allerdings sind unnötig – man entfamiliert sich und familiert sich anderweitig neu. Nicht dass das furchtbar häufig geschähe, aber es ist auch nichts Besonderes daran. Da Jovianerkinder schon früh selbstständig sind, ist dies auch für sie kein Problem.

Während der Stadtchefzeit[1] nahm gelegentlich eine der beiden familierten Personen den Nachnamen der anderen an, zu anderen Zeiten war dies nie üblich. Manchmal wird der bisherige Nachname von beiden Familierten beibehalten, meistens geben sie sich einen neuen, gemeinsamen Namen.
Wenn der Nachname eines der beiden Familierpartner mit dem Wohnort übereinstimmt, erhält deren Nachwuchs meist diesen Namen. In allen anderen Fällen bekommen Kinder einen eigenen Nachnamen, den sie nicht selten bis zum Erwachsenenalter mehrmals wechseln.

Weiß man von einer familierten Person den Nachnamen nicht, kommt’s darauf an, ob der Nachname der anderen familierten Person, deren Nachnamen man kennt, einen Ortsbezug hat. Trifft man z. B. auf einen Herrn von Grünhof mit Frau, ist es unerheblich, wie die Dame heißt, man kann sie auf jeden Fall (Frau) von Grünhof nennen. Dasselbe gilt für deren Kinder. Bei Namen ohne Ortsbezug tut man das nicht, sondern nennt die unbekannte Person, sofern man auch den Vornamen nicht kennt, „Smiturine“. Smiturine heißt übersetzt etwa „Unklar“ und kann auch ohne Weiteres auf Personen angewandt werden, deren Namen man vergessen hat. Das ist nichts Ungewöhnliches[2] unter Jovianern, man gibt sich damit also keine Blöße.
Aber, aufgepasst: Diese Anrede darf unter keinen Umständen mit der Personenbezeichnung „Flape“ verwechselt werden! Denn während „Smiturine“ den höflichen Ersatz für einen unbekannten Namen darstellt, steht „Flape“ für einen unwichtigen, nicht nennenswerten. „Ich pfeif Ihnen was, (Herr/Frau) Flape“ wäre also in etwa gleichbedeutend mit „Ich grüße Sie, Sie namenloses Nichts“.

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[1] ^ Zur Stadtchefzeit s. Artikel Stadtchefzeit in Band IV.

[2] ^ Hat mit dem schlechten Personengedächtnis der Jovianer zu tun. Hierzu s. Seite Gedächtnisformen in Artikel Seele und Verstand in Band II.