Die jovianische Zeitrechnung | Kleine Einführung in die jovianische Mathematik |
Auf dem Heimatmond war die Zeitrechnung noch eine andere. Kein Wunder, denn der Tag dort hatte nicht zehn Stunden wie auf dem Jupiter, sondern derer vierzig. Wie man auf 40 kam, ist schnell erklärt: Man wusste natürlich, dass der Jupiter sich in 10 Stunden um seine Achse dreht und wählte ein Vielfaches davon. Nein, besser anders; es ist so:
Dass die Io ein Mond des Jupiters ist, war klar. Und somit auch, dass der Jupiter als das Zentralgestirn anzusehen war. Und dass der Jupiter sich in exakt 10 Stunden um sich selber dreht, galt somit als der zentrale Zehner.
Warum es ausgerechnet ein Zehner ist, ist unbekannt. Also warum die Jupiter-Umdrehungszeit durch 10 geteilt wurde und nicht durch 13 oder 14 oder 12 bzw. 24 wie unsere Uhr. Es gibt die These, dass der Jovi in grauer Vorzeit einen starken Hang zum Dezimalsystem gehabt hat und erst später seine Rechenweise verkomplizierte. Und die Zeitrechnung ist schließlich überall eine der ältesten Rechnungen überhaupt.
Nimmt man nun die Jupiterstunde zum Maßstab, ergibt sich die Länge eines Tages auf der Io (die Nacht stets mitgerechnet, also so wie beim 24-Stunden-Erdentag) von 40 solcher Jupstunden. Und damit per Zufall auch ca. 40 Erdenstunden. Eine Iostunde dauerte zwar dreieinhalb Minuten länger als die Erdenstunde und die Jupstunde ist eine halbe Minute kürzer, aber ziemlich ähnlich sind sie dennoch. Und weil damit auch die Jup- und Iostunden so ähnlich waren, legte man sich auf den 40-stündigen Io-Tag fest.
Man hätte natürlich auch diesen in 10 Stunden teilen können, aber dann wäre etwas anderes komplizierter geworden, nämlich die Bestimmung der Mittagszeit auf den verschiedenen Io-Seiten. Es gab da ja die Jupseite[1], die Halbjupseite[2] und die Gegenjupseite[3], und jede dieser Seiten hatte eine andere Mittagszeit (und ebenso Mitternachtszeit), da die Io-Zeit für den ganzen Mond einheitlich war. Auf der Jupseite war bei der 40-Stunden-Rechnung um 20 Uhr Mittag, auf der Gegenjupseite um 40 Uhr (gleichbedeutend mit 0 Uhr, wie bei uns 0 Uhr und 24 Uhr dasselbe ist), und auf der Halbjupseite um 30 Uhr. Jedenfalls auf der bewohnten Halbjupseitenhälfte, wo der Jupiter am Osthorizont steht. Gegenüber, im Lande Bo[4], fiel der Mittag folgerichtig auf 10 Uhr. Bei einer Einteilung des Io-Tags in 10 Stunden hätten sich Mittagszeiten wie 2,5 Uhr und 7,5 Uhr ergeben, und das klang irgendwie unnatürlich – sicher mit ein Grund für den 40-Stunden-Tag.
Der sollte später dann den Vorteil haben, dass auf dem Jupiter wenigstens die Stunde noch ziemlich gleich lang war wie zuvor. Wenn schon nicht der Tag. Denn der war hier plötzlich nur noch ein Viertel so lang. Aber daran hätte auch eine andere Berechnung nichts geändert.
Die jovianische Zeitrechnung | Kleine Einführung in die jovianische Mathematik |
[1] ^ Jupseite: Die Seite der Io[5], die dauerhaft dem Jupiter zugewandt ist; s. Seite Die verschiedenen Io-Seiten in Artikel Io-Zeit in Band IV.
[2] ^ Halbjupseite: Die Zone zwischen Jupseite[1] und Gegenjupseite[3] auf der Io[5], in der der Jupiter am Horizont erscheint und dort nur etwa zur Hälfte zu sehen ist; s. Seite Die verschiedenen Io-Seiten in Artikel Io-Zeit in Band IV.
[3] ^ Gegenjupseite: Die Seite der Io[5], die dauerhaft vom Jupiter abgewandt ist; s. Seite Die verschiedenen Io-Seiten in Artikel Io-Zeit in Band IV.
[4] ^ Das Land Bo war eine sagenumwobene Gegend auf der Io[5]. Es lag innerhalb der Halbjupseite[2].
Näheres s. Seite Das Land Bo in Artikel Fabelwesen des Kapitels Andere Lebewesen in Band II.
[5] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.