Das Mofaxi | Zeit- und andere Rechnungen |
Der Vollständigkeit des Artikels über jovianisches Fliegzeug halber seien noch die Grumzüge erwähnt, wie sie ausschließlich für den Großen Umzug verwendet wurden.
Die Grumzüge waren keine einheitlichen, kompakten Fluggeräte, sondern aus diversen Einzelteilen zusammengesetzte Gebilde. Die „Zugmaschine“, wenn man so will, wurde aus mehreren Reihen miteinander verschluzter Mofas gebildet, V-förmig angeordnet und zwischen den Reihen gelenkig verbunden. Eine solche Reihe von Mofas allein war nicht mehr flugfähig (leuchtet ein, wenn man sich vorstellt, ob zwei, drei oder mehr an den Tragflächen verschweißte Flugzeuge nebeneinander wohl noch fliegen könnten), in der Gesamtanordnung bildeten sie aber eine äußerst kraftvolle Formation. Sie zogen einen oder mehrere Anhänger, in die alles gepfercht wurde, was der Jovianer nicht dem Untergang preisgeben wollte. Also Mitjovianer, Hausteile und Einrichtungsgegenstände, Viecher, Dudel … wobei man es bei den Dudel[1] nicht mehr sicher weiß, ob diese damals den Jovianern schon bekannt waren.
Zur Steuerung der Zugmofas der Grumzüge kamen nur die erfahrensten Mofapiloten in Frage. Die Gelenke zwischen den verschluzten Reihen ermöglichten zwar einen im Verhältnis zur Länge eines Grumzugs relativ steilen Start und eine ebenso steile Landung, aber gerade das rechtzeitige Beschleunigen und Abbremsen der jeweiligen Reihe erforderte sehr viel mehr Geschick, als man es vom Alleinflug kennt. Das gilt besonders für die Landung auf dem doch recht kleinen Flugplatz[2] von Jupolis.
Die Leistung dieser insgesamt etwa zweihundert Piloten, die alle Dutzende von Flügen absolvierten, kann nicht genug gerühmt werden. Sie und die Ordner[3] waren es hauptsächlich, die die waghalsige Unternehmung fast ohne Zwischenfälle und Verluste durchzogen. Lediglich einem einzigen Grumzug missglückte die Landung, und er versank im späteren Stadtmeer west/GÖlich[4] des Flugplatzes. Personen kamen dabei nicht zu Schaden – man entdeckte bei dieser Gelegenheit, dass der Jovianerleib im Grundlikör nicht untergeht. Aber der Sachschaden war natürlich erheblich, denn es gab keine Möglichkeit, den Grumzug samt Transportgut wieder herauszuziehen. Er liegt wahrscheinlich noch heute dort unten.
Der Legende nach waren es die Bovianer[5], die dieses Unglück verschuldeten. Diese hätten sich beim Herannahen just dieses Grumzugs erstmals als ganze Horde gezeigt. Und die Piloten seien darüber so erschrocken, dass sie über den Flugplatz hinausgeschossen seien. Diese Darstellung ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn die Bovianer wurden eigentlich erst entdeckt, als der Große Umzug bereits abgeschlossen war. Hätte es diese Hordensichtung tatsächlich gegeben, wäre man bei den Folgeflügen sicherlich auf eine andere Landestelle ausgewichen. Was aber nicht der Fall war, jedenfalls ist nichts darüber bekannt. Vermutlich handelt es sich also um eine in einer späteren Knirschphase erdichtete Horrorstory. Das Einzige, was daran halbwegs wahr sein könnte, wäre, dass die Piloten erstmals das Grünbergwummen[6] vernahmen und dadurch abgelenkt wurden. Aber auch dann hätte man bestimmt sogleich den Flugplatz verlegt.
Was aus den Lastanhängern der Grumzüge, die ja heute nicht mehr existieren, geworden ist, ist unbekannt. Möglicherweise konnten sie zu irgendwas wiederverwertet werden, wahrscheinlich aber wurden sie in der Senke[7] versenkt.
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[1] ^ Dudel sind die (einzigen) Haustiere der Jovianer.
Näheres s. Artikel Dudel des Kapitels Andere Lebewesen in Band II.
[2] ^ s. Seite Flugplatz in Artikel Grünberginsel in Band I.
[3] ^ Ordner: Personen, die sich auf der Io[8] um Ordnung kümmerten, heute durch die Jupolizei[9] ersetzt.
[4] ^ GÖlich = gegenöstlich (s. Artikel Die sechs Himmelsrichtungen hier in Band III).
[5] ^ Bovianer: Die fremden „Mitbewohner“ der Jovianer auf dem Jupolis-Archipel[10], ansässig in den Grünen Bergen[11]. Näheres s. Artikel Bovianer in Kapitel Andere Lebewesen in Band II.
[6] ^ Das Grünbergwummen, auch Bovianerwummen genannt, ist ein von den Grünen Bergen[11] ausgehendes akustisches Phänomen, das unregelmäßig alle paar Jupjahrzehnte[12] auftritt und Panik auslöst, obwohl es noch jedesmal ohne Folgen geblieben ist. Seine Ursache ist ungeklärt.
Näheres s.
[7] ^ Die „Senke“ ist die Bucht des Offenen Ozeans[13] am nordwest/GÖlichen[4] Ufer der Grünberginsel[14], in der alles versenkt wird, was man nicht mehr braucht.
[8] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.
[9] Zu den Aufgaben der Jupolizei s. Seite Aufgaben der Jupolizei in Artikel Gesellschaftsordnung hier in Band III.
[10] Der Jupolis-Archipel ist die Inselgruppe im Offenen Ozean[13], innerhalb der sich die Stadt Jupolis befindet. Er ist das Thema von Band I.
[11] Grüne Berge: Das Gebirge auf der Grünberginsel[14], Lebensraum der Bovianer[5].
Näheres s. Artikel Grünberginsel in Band I.
[12] Jupjahr nennen wir das Jahr nach jovianischer Zeitrechnung, ein Jupjahrzehnt umfasst dementsprechend 10 Jupjahre.
Ein Jupjahr entspricht dem Zeitraum nach 41,3 Erdentagen, ein Jupjahrzehnt also ca. 13,5 Erdenmonaten.
Näheres s. Artikel Zeit- und andere Rechnungen hier in Band III.
[13] Der Offene Ozean ist der die Inseln des Jupolis-Archipels[10] weiträumig umgebende Grundlikör[15].
[14] Grünberginsel: Die Großinsel im Norden des Jupolis-Archipels[10].
Näheres s. Artikel Grünberginsel in Band I.
[15] „Grundlikör“ wird die Grundflüssigkeit inner- und außerhalb des Jupolis-Archipels[10] genannt, also des Offenen Ozeans[13] und des Dunklen Meers[16] einschließlich des Stadtmeers[17].
[16] Das Dunkle Meer ist der gesamte Grundlikör[15] innerhalb der Inseln des Jupolis-Archipels[10]; ein Teil davon wird als Stadtmeer[17] bezeichnet.
[17] Als Stadtmeer wird der Teil des Dunklen Meers[16] bezeichnet, in dem Jupolis liegt (bzw. schwimmt).