Band III

zurück Vergessene Schrift Sporeneinwurf weiter
Sprache, Schrift und Sporen:
Sporenkommunikation

Also, der Jovi schreibt wenig bis gar nichts, und lesen tut er auch längst nichts mehr, schon allein deshalb, weil es nichts zu lesen gibt, was nicht zuvor geschrieben wurde. Dass das früher sicherlich mal anders war, haben wir bereits festgestellt, aber das muss lange vor dem Großen Umzug[1] gewesen sein, denn sonst gäbe es heute noch Schriftstücke über das Dreijovi-Manuskript hinaus, auch wenn sie niemand mehr lesen könnte. Möglich, dass die Jovianer eine Zeit lang den Verlust der Schrift bedauerten, möglich, dass sie sogar einmal vorhatten, wieder eine einzuführen, aber solche Vorhaben endeten spätestens mit der Entdeckung der Buntbergsporen[2], oder genauer gesagt: nach der Entdeckung derer Wirkung. Diese Sporen nämlich sind verdaulich, aber nicht als Nahrung, sondern als … wir würden sagen: Kommunikations- und Speichermedium. Weshalb sie auch Medialsporen genannt werden, wenn sie entsprechend aufbereitet sind. So wie sie „vom Berg“ kommen, sind sie nutzlos und unverdaulich.

Sporensuppe

Die Sporensuppe    [G]

Interessant werden sie erst, wenn man sie eine Weile (und das heißt: mehrere Monate) in der sogenannten „Suppe“ einweicht. Das Wort Suppe gibt es ansonsten im Jovischen[3] nicht, es bezeichnet einzig die Brühe zum Einweichen der Sporen. Es handelt sich um eine Säure, die für sich nicht genießbar ist. In dieser Suppe verändert sich die Oberflächenspannung der Sporen, und sie bekommen eine Art Pelz, unserem Schimmel nicht unähnlich. In diesem Zustand sind sie „besprechbar“, d. h. man kann nach Belieben auf sie einreden. Das kann man auch auf Wände oder Dudel[4] oder sonst was, das Besondere aber ist: Die Sporen „merken sich“ das für alle Zeiten. Zumindest für alle bisher bekannten Zeiten. In der Tat taucht immer wieder mal eine Spore auf, die vor hunderten von Jupjahren[5] besprochen wurde und immer noch weiß, womit. Sie werden aber immer seltener, diese antiken Exemplare, denn die Sporen haben einen Nachteil: sie „erzählen“ das, was sie sich „gemerkt“ haben, nur dem, der sie verzehrt.

Erscheinungsformen

Die drei Erscheinungsformen der Sporen (v.l.n.r.): „vom Berg“, besprechbar und besprochen

Wirklich erzählen tun sie natürlich nichts, sie sind ja nur Zellen und keine sprachbegabten Lebewesen. Aber immerhin, eine schon ziemlich raffinierte Form der Nachrichtenübermittlung stellen sie dar, da darf man sich nicht wundern, dass man, wenn man diese Möglichkeit hat, am geschriebenen Wort nicht mehr viel Interesse findet.

Zur Herkunft der Sporen s. Artikel „Buntberginsel“ in Band I.

zurück Vergessene Schrift Sporeneinwurf weiter

Zum Seitenanfang

[1] ^ Als „Großer Umzug“ wird die Umsiedlung der Jovianer von der Io[6] auf den Jupiter bezeichnet.
Näheres s. Artikel Der Große Umzug in Band IV.

[2] ^ Die Sporen (Samen?) der Bunten Berge[7] werden als Kommunikations- und Speichermedium genutzt.
Näheres hierzu s. Buntbergsporen in Artikel Buntberginsel in Band I.

[3] ^ Jovisch bzw. das Jovische ist die Sprache der Jovianer (s. Artikel Sprache, Schrift und Sporen hier in Band III).

[4] ^ Dudel sind die (einzigen) Haustiere der Jovianer.
Näheres s. Artikel Dudel des Kapitels Andere Lebewesen in Band II.

[5] ^ Jupjahr nennen wir das Jahr nach jovianischer Zeitrechnung. Ein Jupjahr entspricht dem Zeitraum nach 41,3 Erdentagen. Näheres s. Artikel Zeit- und andere Rechnungen hier in Band III.

[6] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.

[7] Bunte Berge: Das „Gebirge“ auf der Buntberginsel, das in Wirklichkeit gar keines ist.
Näheres s. Seite Bunte Berge in Artikel Buntberginsel in Band I.