Band III

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Kommeltechnik:
Der Kommel als Fernseher (II)

Professionelle Kommel, insbesondere die des Kommelrundfunks, kennen allerdings sehr wohl einen abgeschalteten Zustand. Es soll ja nicht jeder davon dauerhaft auf Sendung sein.

Der Kommelrundfunk (oft auch nur „Kommelfunk“ oder „Rundfunk“ genannt) ist eine informelle Institution, die als „städtisch“ verstanden wird, d.h. für ganz Jupolis zuständig. Sie sendet auf zwei Kanälen, einem „unterhaltsamen“ und einem „informativen“. Eines weiteren Kanals bedarf es nicht, schon gar nicht eines weiteren Senders, da das Informationsaufkommen in Jupolis eher spärlich ist. Hier geht es meist geruhsam und friedlich zu, und aufregende Dinge geschehen selten. Was manche Zuschauer zur Kritik veranlasst: Sie finden, der Kommelrundfunk berichte auf seinem informativen Kanal viel zu selten. Tatsächlich wird dort oft tagelang überhaupt nichts ausgestrahlt.
Wenn aber, wie zum Beispiel in turbulenten Triebphasen, der Rundfunk täglich über den neuesten Verlauf der Phase jede Einzelheit berichtet, beklagen sich wieder andere, er trete alles, was sich nur anböte, unnötig breit, berichte zudem schlampig und unseriös, lasse unqualifizierte Schwätzer als Experten auftreten und solcherlei mehr.
Diese latente Unzufriedenheit bei manchen wird mitunter von Grüppchen ausgenutzt, die alternative Kanäle anbieten, meist aber bald schon aus denselben Gründen wieder scheitern.

Man muss sich vergegenwärtigen, dass es einen frappanten Unterschied gibt zwischen der Informationswelt der Jovianer und der der Menschen: Während bei uns jeder Kleinsender auf Nachrichten aus aller Welt (also rund um den Globus) zurückgreifen kann, steht dem Jovianer nur absolut Regionales zur Verfügung.

Der Kommelrundfunk tut sein Möglichstes, sich und seine Zuschauer stets auf dem Laufenden zu halten, schickt ständig Reporter aus, die sich aus allen möglichen Stadtteilen melden – sofern es von dort etwas zu berichten gibt. Insgesamt aber hat, über längere Zeiträume betrachtet, der Informationskanal deutlich weniger zu tun als der Unterhaltungskanal, der die bereits beschriebenen Wohnungseinblicksendungen zusammenstellt.

Fernsehredaktion

Eine (wir würden sagen:) Fernsehredaktion    [G]

Dessen „Redaktion“ besteht aus einer kleinen Schar bunt zusammengewürfelter Personen, die gerade nichts Besseres zu tun haben und sich in die Hauskommel einschalten, eine Mischung der empfangenen Bilder auf den Sendekommel umlegen und dies mit mehr oder weniger geistreichen Bemerkungen begleiten.

Dabei geht man davon aus (und liegt damit vielleicht nicht ganz falsch), dass der Normalzuschauer insgeheim davon träumt, sich auch selbst mal im Kommel zu sehen, im Rundfunk zu erscheinen. Dem tragen die Rundfunkleute Rechnung:
Nicht selten ist ja der Blick in eine Wohnung von einem Gesicht versperrt – dem des Zuschauers. Diese Ansichten werden normalerweise ausgefiltert und nicht an den Sendekommel weitergegeben, immer wieder aber doch bewusst eingestreut, um den Leuten das Gefühl zu geben: Auch Sie könnten eines Tages hier eingeblendet sein!

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