Band II

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JOVIANER:
Jovianische Intelligenz

Jovianer müssen hochintelligente Lebewesen sein, nichts anderes ist möglich, und es muss hier nicht begründet werden, es ist allzu offensichtlich. Aber die jovianische Intelligenz ist eine andere als unsere, jedenfalls das, was man bei uns landläufig darunter versteht. Sie ist ganz und gar praxisorientiert – der Jovianer vermeidet das theoretische Nachdenken.
Das passt für uns auf den ersten Blick nicht zusammen, riskieren wir also gleich einen zweiten.

Dass für uns auf der Erde üblicherweise „Intelligenz“ mit so etwas wie „Nachdenkvermögen“ oder „Überlegungsfähigkeit“ nahezu gleichgesetzt wird, ist eine reichlich einseitige Betrachtungsweise. Deutlich näher kommen wir der Sache schon, wenn wir unter Intelligenz die Fähigkeit der Informationsverarbeitung und eine daraus resultierende Problemlösungsfähigkeit verstehen, aber auch da stoßen wir auf Unterschiede zwischen den Jovianern und uns, denn hierzu ist ja logischerweise ein „Speicher“ für die Informationen erforderlich, und der ist bei den Jovianern mit ihrem mit ihrem vierteiligen Gedächtnis etwas zerklüftet und teilweise schwer zugänglich. Erschwerend hinzu kommt, dass sie sich nicht zum Ausgleich einer stattlichen Anzahl von Notizen bedienen können, da sie keine Schrift mehr kennen.[1]
Dennoch bringen sie Unglaubliches zustande. Offenbar weil sie ihre Gedankengänge auf für sie optimale Weise kanalisieren.
Auf größere gedankliche Anstrengungen scheinen ihre Gedächtnisformen nicht eingerichtet zu sein. Der Jovi tut folgerichtig gut daran, Gedankenakrobatik von sich fernzuhalten. Dass die bei uns so hoch im Kurs steht, ist eigentlich auch nicht gerechtfertigt. Menschliches Nachdenken führt oft genug in die Irre, muss durch neuerliches Nachdenken wieder korrigiert werden, was wieder in eine andere Irre führt … usw.
Der Jovianer erspart sich all das, so gut er kann. Er scheint auch Probleme bewusst zu übergehen, besser gesagt: die Dinge und Situationen auf sich zukommen zu lassen, also weniger nach Lösungen zu suchen, sondern abzuwarten, dass sich von selbst welche anbieten. Und genau dies mit traumwandlerischer Sicherheit zu erkennen ist seine Stärke. Dann fährt sein geistiger Arbeitsspeicher zu Höchstleistungen auf. Es sinniert also nicht lange vergebens herum, worin die Lösung eines Problems zu finden sein könnte – er betrachtet es gar nicht als Problem, solange nichts parat liegt, das der Verbesserung einer Situation dienlich sein könnte, und dann packt er zu.

Das schließt nicht aus, dass trotzdem immer wieder welche meinen, man könne rein theoretisch etwas verbessern, indem man dies oder jedes täte. Nur sind solche Überlegungen eher selten von Erfolg gekrönt. Dies erkennend, verlegt sich der Jovi wieder auf seine „normale“ Herangehensweise.

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[1] ^ Die jovianische Schrift ist ausgestorben (s. Artikel Sprache, Schrift und Sporen in Band III). Zwar kann der Jovianer nach wie vor schreiben, aber kein anderer kann es lesen, und meistens bald auch er selbst nicht mehr. Einzige Ausnahme: die Familienschrift[2].

[2] Die „Familienschrift“ ist die Schreibschrift derer von Altburg-Schmausenfeld[3], die einzige bekannte Schrift, die noch von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Näheres s. Seite Die Familienschrift in Band IV.

[3] Familie von Altburg-Schmausenfeld: Die auf Alp von Altburg[4] und Hedi von Schmausenfeld[5] zurückgehende Familie, wohnhaft in der Alten Burg[6]

[4] Alp von Altburg, genannt Kapitän Alp: Leiter der Umsiedlung der Jovianer von der Io[7] auf den Jupiter (s. Artikel Artikel Der Große Umzug in Band IV)

[5] Hedi von Schmausenfeld, zuvor von Schmauchenfels, zuvor von Fadland: zunächst Rosmars[8] Frau (s. Artikel Stadtchefzeit in Band IV), später Alps[4].

[6] Die „Alte Burg“ ist das Steingebäude, das noch von der Io[7] stammt und von Alp von Altburg[4] auf der Labsalinsel (s. Link) neu aufgebaut wurde.
Näheres s. Seite Alte Burg in Artikel Labsalinsel in Band I.

[7] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.

[8] Rosmar von Schmauchenfels: Erster und einziger Stadtchef von Jupolis (s. Artikel Stadtchefzeit in Band IV), damals noch Lebenspartner von Hedi[5]