Band II

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Das Land Bo

Bo

Das Land Bo    [G]

Bo war eine Landschaft hauptsächlich auf der südlichen Hemisphäre der Io[1], aber auch ein Stück über den Äquator hinweg nach Norden auslaufend. Es lag größtenteils in der Horizone[2], war das unwegsamste Gelände des ganzen Monds und deshalb so gut wie unbewohnt. Nur einige wenige schrullige Einzelgänger hatten hier, weit voneinander entfernt, ihre Hütten, und diese waren vielleicht noch mehr gefürchtet als die im Land Bo vermuteten Fabelwesen. Heute ist vom ehemaligen Bo nichts mehr zu sehen, es ist inzwischen alles verschüttet und von einer Schmutzschicht eingeebnet.
Bo war von tiefen, zackigen Furchen durchzogen, in denen es teilweise auch bei Tag dunkel blieb. Und die bizarr geformten Ränder der Schluchten warfen Schatten, die sich zu bewegen schienen, wenn man sich auf dem Grund einer solchen Schlucht, z. B. mit einem Mofa[3], schnell vorwärts bewegte. Narkotisierende Gaswölkchen schwebten auch noch über dem Boden und taten ein Übriges.
Einmal in die Welt gesetzt, hatten sich die Geschichten von den Fabelwesen lange gehalten, so lange, bis sie von überfliegenden Mofas als Trugbilder enttarnt wurden, aber in der Romantik[4] wurden sie nochmal aufgegriffen.
Dass es sich bei den in Rollerromanen auftretenden Hirngespinsten um dieselben Gestalten gehandelt hat, von denen die Iovianer[5] schon in grauer Vorzeit einander berichtet haben, ist zweifelhaft, aber von den ursprünglichen haben wir keine Kenntnis.

Das Land Bo war mit ziemlicher Sicherheit auch namensgebend für die Bovianer[6] in den Grünen Bergen[7]. An mystische Figuren glaubte man zu Zeiten des Großen Umzugs[8] längst nicht mehr (zumindest bis man das Himmelstier entdeckte), und so waren denn die Bovianer das erste Irreale, dem man seit Urgroßvaters Zeiten (oder so) begegnete. Man wusste nicht, womit man es da zu tun hatte, sie waren ergo etwas wie Fabelwesen, also etwas wie aus dem Land Bo, und so nannte man sie halt Bovianer, was nichts anderes heißt als Bo-Bewohner.

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[1] ^ Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.

[2] ^ Die Horizone ist der Streifen zwischen der Jupseite[9] und der Gegenjupseite[10] der Io[1], also die bewohnte sogenannte Halbjupseite[11] und das unbewohnte Land Bo. Der Name kommt daher, dass der Jupiter in dieser Zone am Horizont steht.

[3] ^ Mofa: Das geflügelte Privat-Fluggerät der Jovianer zum Aufsitzen (s. Seite Das Mofa in Artikel Fliegzeug in Band III).

[4] ^ Die „Romantik“ ist eine Zeitspanne in der jovianischen Geschichte (ca. 150 – ca. 330 nGU[12]), in der die – auf Sporen[13] gesprochenen – Rollersagen[14] sehr verbreitet waren.
Näheres s. Artikel Romantik in Band IV.

[5] ^ Iovianer (also mit „I“ statt mit „J“) hießen die Jovianer, als sie noch auf der Io[1] lebten.

[6] ^ Bovianer: Die fremden „Mitbewohner“ der Jovianer auf dem Jupolis-Archipel[15], ansässig in den Grünen Bergen[7]. Näheres s. Artikel Bovianer in Kapitel Andere Lebewesen hier in Band II.

[7] ^ Grüne Berge: Das Gebirge auf der Grünberginsel[16], Lebensraum der Bovianer[6].
Näheres s. Artikel Grünberginsel in Band I.

[8] ^ Als „Großer Umzug“ wird die Umsiedlung der Jovianer von der Io[1] auf den Jupiter bezeichnet.
Näheres s. Artikel Der Große Umzug in Band IV.

[9] Jupseite: Die Seite der Io[1], die dauerhaft dem Jupiter zugewandt ist; s. Seite Die verschiedenen Io-Seiten in Artikel Io-Zeit in Band IV.

[10] Gegenjupseite: Die Seite der Io[1], die dauerhaft vom Jupiter abgewandt ist; s. Seite Die verschiedenen Io-Seiten in Artikel Io-Zeit in Band IV.

[11] Halbjupseite: In weiteren Sinne gleichbedeutend mit der Horizone[2], im engeren Sinne nur die Hälfte davon, in der der Jupiter am Osthorizont steht, also v. a. unter Ausschluss des Landes Bo; s. Seite Die verschiedenen Io-Seiten in Artikel Io-Zeit in Band IV.

[12] nGU = „nach Großem Umzug[8]“, die jovisophische[17] Kalenderrechnung gewissermaßen.

[13] Die Sporen (Samen?) der Bunten Berge[18] werden als Kommunikations- und Speichermedium genutzt.
Näheres hierzu s. Artikel Sprache, Schrift und Sporen in Band III, bzw. (Herkunft) Buntbergsporen in Artikel Buntberginsel in Band I.

[14] Rollersagen oder -romane waren Geschichten über eine romantisierte Vergangenheit der Jovianer im Zeitalter der Romantik[4].

[15] Der Jupolis-Archipel ist die Inselgruppe, innerhalb der sich die Stadt Jupolis befindet. Er ist das Thema von Band I.

[16] Grünberginsel: Die Großinsel im Norden des Jupolis-Archipels[15].
Näheres s. Artikel Grünberginsel in Band I.

[17] „Jovisophisch“ = zur Jovisophie gehörig, auf ihr beruhend. Die Jovisophie ist die Lehre von der jovianischen Zivilisation, also der Kultur der Jovianer.

[18] Bunte Berge: Das „Gebirge“ auf der Buntberginsel, das in Wirklichkeit gar keines ist.
Näheres s. Seite Bunte Berge in Artikel Buntberginsel in Band I.

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