Band II

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JOVIANER: Trieb- und Knirschphasen:
Übergänge

Die Übergänge von Phase zu Phase (also von Trieb- in Knirsch- und von Knirsch- in Triebphase) erfolgen (von einem Auftreten des Grünbergwummens abgesehen) nicht so abrupt, dass vom einen Tag auf den anderen die Stimmung des gesamten Volks sich wieder ins Gegenteil verkehren würde. Es dauert immer eine gewisse Zeit, bis alle da angekommen sind, wohin die Reise neuerdings geht. Ebenso wie sich manche schneller für eine Marotte[1] der neuesten Triebphase begeistern, andere langsamer, geht auch der Abfall in die Knirschphase beim einen schneller, beim anderen langsamer. Es gibt also Zeiträume, in denen die einen noch getrieben, die anderen schon zerknirscht sind, bzw. umgekehrt. Aber alle zunächst noch Übriggebliebenen werden unweigerlich folgen. Niemand wird es schaffen, jung oder alt, Frau oder Mann, sein Hochgefühl von einer Triebphase in die nächste hinüberzuretten. Aber dafür ist auch niemand dazu verdammt, aus einer Knirschphase bis zur nächsten solchen nicht mehr herauszukommen.
Was es freilich gibt, sind ineinander übergehende und sogar parallel verlaufende Triebphasen. Und Moden, die praktisch über Knirschphasen hoppeln. Die Zeit der Romantik[2] war eine solche. Trotz mehrerer Knirschphasen zwischendrin (die folglich nicht die Romantik ablösten, sondern andere, parallel laufende Triebphasen) fand sie immer wieder ihre Fortsetzung. Ineinander übergehende Triebphasen wie etwa die Allzeit[3] muss man allerdings als eine einzige solche betrachten, die nur ihr Thema wechselt. Denn auch wenn es den Anschein haben mag, da sei eine Knirschphase ausgeblieben: Die nächste kam dann doch, und es wird immer eine nächste kommen. Glücklicherweise sind aber Knirschphasen sehr viel kürzer als Triebphasen.

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[1] ^ Marotten sind die Grundideen der Moden, also der weniger ausgeprägten Triebphasen, die keine wahnhaften Ausmaße annehmen.

[2] ^ Die „Romantik“ ist eine Zeitspanne in der jovianischen Geschichte (ca. 150 – ca. 330 nGU[4]), in der die – auf Sporen[5] gesprochenen – Rollersagen[6] sehr verbreitet waren.
Näheres s. Artikel Romantik in Band IV.

[3] ^ Die Allzeit war eine aus drei ineinandergreifenden Teil-Triebphasen bestehende Epoche, in der sich die Jovianer mit dem Weltall, Erdphantasien und kulturellen Experimenten befassten. Näheres s. Artikel Allzeit in Band IV.

[4] nGU = „nach Großem Umzug[7]“, die jovisophische[8] Kalenderrechnung gewissermaßen.

[5] Die Sporen (Samen?) der Bunten Berge[9] werden als Kommunikations- und Speichermedium genutzt.
Näheres hierzu s. Artikel Sprache, Schrift und Sporen in Band III, bzw. (Herkunft) Buntbergsporen in Artikel Buntberginsel in Band I.

[6] Rollersagen oder -romane waren Geschichten über eine romantisierte Vergangenheit der Jovianer im Zeitalter der Romantik[2].

[7] Als „Großer Umzug“ wird die Umsiedlung der Jovianer von der Io[10] auf den Jupiter bezeichnet.
Näheres s. Artikel Der Große Umzug in Band IV.

[8] „Jovisophisch“ = zur Jovisophie gehörig, auf ihr beruhend. Die Jovisophie ist die Lehre von der jovianischen Zivilisation, also der Kultur der Jovianer.

[9] Bunte Berge: Das „Gebirge“ auf der Buntberginsel, das in Wirklichkeit gar keines ist.
Näheres s. Seite Bunte Berge in Artikel Buntberginsel in Band I.

[10] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.