Band II

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Dudel
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Der Dudel als Haustier    [G]

Man hat fast den Eindruck, die Jovianer wollten den Dudel etwas mystifizieren, nämlich dadurch, dass man nicht mehr wisse, ob er, wie der Jovianer, von der Io[1] stamme oder erst auf dem Jupiter angetroffen wurde. Jedenfalls gibt es keine Kunde von einem Augenblick der Entdeckung der ersten Dudel auf dem Jupolis-Archipel[2]. Allerdings ist ebenso wenig bekannt, dass er auf der Io schon Haustier gewesen und, ebenso wie die Viecher[3], von dort auf den Jupiter herübergerettet worden wäre.
Und so scheinen viele Jovianer Gefallen an der Vorstellung eines „Kulturfolgers“ zu finden, also dass die Dudel auf der Io wild und weitgehend verborgen gelebt und sich in die Grumzüge[4] eingeschmuggelt haben, um einerseits ebenfalls der Katastrophe[5] zu entkommen, andererseits sich kulturell den Jovianern anzuschmiegen.
Nur ist das alles reichlich unwahrscheinlich.

Dafür, dass der Dudel eben nicht aus derselben Welt stammt wie der Jovianer ursprünglich, spricht etwa seine Anatomie: Er hat einen Hals, dafür weder Fühler noch Ohren, vor allem aber trägt er die Vorderbeine nicht am Kopf, sondern an diesem merkwürdig ummantelten Rumpf. Das muss für Jovianer ziemlich eigenartig aussehen. Aber man gewöhnt sich an solcherlei.

Wie dem auch sei, heutzutage jedenfalls ist der Dudel ein beliebtes – nun, sagen wir besser: verbreitetes – Haustier. Mit Hund oder Katze lässt er sich dennoch kaum vergleichen, denn er lässt sich weder streicheln, noch bellt, schnurrt oder miaut er, noch hat er irgendeinen Nutzen. Der Dudel liegt herum, ernährt sich von Batzenresten[6] und wechselt ganz nach Laune die Behausung. Heißt: Er läuft zu und entläuft wieder. Wir können nicht einschätzen, ob und wie erfreut Jovianer sind, wenn ihnen ein Dudel zuläuft und ob und wie traurig, wenn er wieder von hinnen zieht, aber es ist anzunehmen, dass da schon solche Gefühle am Walten sind. Wäre der Dudel unbeliebt, würde man ihn sicher nicht ins Haus lassen – und durchfüttern (denn die „Batzenreste“, die er frisst, fallen selbstverständlich nicht von selber an, sondern werden absichtlich übriggelassen) schon gar nicht.   weiter

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[1] ^ Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.

[2] ^ Der Jupolis-Archipel ist die Inselgruppe, innerhalb der sich die Stadt Jupolis befindet. Er ist das Thema von Band I.

[3] ^ Ein „Viech“ (auch „Ioviech“) ist bei den Jovianern nicht irgendein Tier, sondern ein bestimmtes, das so heißt.
Näheres s. Artikel Viecher hier in Band II.

[4] ^ „Grumzüge“ (auch kurz: „Züge“) sind die beim Großen Umzug[7] benutzten Spezialfluggeräte (s. Seite Rückblick: Die Grumzüge in Artikel Fliegzeug in Band III).

[5] ^ Gemeint sind Vulkanausbrüche, durch die die Jovianer von der Io[1] vertrieben wurden.
Näheres s. Artikel Io-Zeit in Band IV.

[6] ^ Batzen sind die Hauptspeise der Jovianer; s. Artikel Lebensmittelversorgung in Band I sowie Ernährung hier in Band II.

[7] Als „Großer Umzug“ wird die Umsiedlung der Jovianer von der Io[1] auf den Jupiter bezeichnet.
Näheres s. Artikel Der Große Umzug in Band IV.