Band II

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JOVIANER: Seele und Verstand:
Rappel und Überrappel

Ein weiterer Anflug, der den Jovianer gelegentlich ereilt, ist der Rappel. In seiner mildesten Form ist er ein kurzzeitiger Stimmungswandel, eine vorübergehende leichte Verstimmung oder auch gemäßigte Hochstimmung, die nur wenige Stunden dauern kann, aber auch mehrere Tage. Das ist der kleine Rappel, der von Außenstehenden meist gar nicht bemerkt wird.

Er kann aber auch heftiger ausfallen, als großer Rappel. Der beschert den Betroffenen Halluzinationen oder so was Ähnliches, von unterschiedlicher Intensität. Sie selber empfinden es mehr als eine Art Bewusstseinserweiteung und fühlen sich von einer höheren Erkenntnis angestupst, glauben eine Form von Erleuchtung zu erfahren.
Der große Rappel offenbart sich der Umgebung hauptsächlich in Äußerungen seines Opfers, dessen Verhaltensweise ändert sich nicht. Für andere ist es schwierig einzuordnen, ob da jemand nun bereits im Dunkel des Irrsinns tappt oder von einer transzendenten Weisheit gestreift wird. Der bekannteste von diesen Zweifelsfällen ist wohl Frau Hartkern[1] die eine Überlebensmöglichkeit für die Iovianer[2] auf dem Gasplaneten Jupiter prophezeit hatte und dafür anfangs durchaus für verrückt gehalten wurde.

Und schließlich gibt es nochmal eine Steigerungsform, den Überrappel.
Er wirkt ausgesprochen persönlichkeitsverändernd. Der oder die Befallene schlüpft, bildlich gesprochen, in eine andere Haut, wähnt sich auch oft in einer anderen Welt und verhält sich entsprechend. Den Überrappel wird selten jemand wieder los, meist bleibt es dabei: Das Opfer hat sich von der Wirklichkeit verabschiedet, was für Angehörige und Freunde fast immer eine schwere Prüfung darstellt.
Unter Menschen würden wir einen vom Überrappel Betroffenen wohl als geisteskrank bezeichnen. Bei den Jovianern müssen wir damit vorsichtig sein, da wir mit ihrer Art von „Geist“ zu wenig vertraut sind. Allerdings würde jemand mit Überrappel auch von ihnen nicht als „gesund“ betrachtet.

Rappel und Überrappel sind unter Frauen und Männern gleich verbreitet und treten unabhängig von Trieb- und Knirschphasen auf, sind also ganz individuelle Vorkommnisse.
Es wird davon ausgegangen, dass Rappel (ebenso wie Dramengedächtnisausschüttungen und Ohnmachtsanfälle) eine Folge der Wechselwirkungen zwischen Dramen- und Normalgedächtnis des Jovianers sind. Manche sagen auch, sie stünden in Zusammenhang mit dem engen Zusammenleben in der Stadt Jupolis. Demnach hätte es auf dem Heimatmond[3] dergleichen noch nicht gegeben, was freilich nicht nachgewiesen ist.

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[1] ^ Frau Hartkern war die Dame, die die Bewohnbarkeit des Jupiters geweissagt hatte. Näheres s. Seite Frau Hartkerns Prophezeiung in Artikel Der Große Umzug in Band IV.

[2] ^ Iovianer (also mit „I“ statt mit „J“) hießen die Jovianer, als sie noch auf der Io[4] lebten.

[3] ^ Der Jupitermond Io[4], von dem die Jovianer (damals noch „Iovianer“) stammen, wird gern „Heimatmond“ genannt.

[4] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.