Band I

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DIE INSELN: Buntberginsel:
Buntbergsporen

Noch konnten sie nicht ahnen, dass die Sporen als raffiniertes Kommunikationsmittel einsetzbar sind. Aber sie waren die Ersten, auf die ein Sporenhagel niederging, als sie versuchten, ein Stück weit in den „Wald“ der Buntbergstämme vorzudringen, um die hier bereits vorgefundenen Gräser auf ihre Bekömmlichkeit[1] zu untersuchen.

Sporenhagel

Sporenhagel    [G]

Diese Sporen werden von der Unterseite der Buntbergkappen nicht einfach fallengelassen, sondern regelrecht heruntergeschossen. Darüberhinaus werden sie nicht nur senkrecht zu Boden geschleudert, sondern lebenden Organismen geradewegs hinterher. Ganz so, als wollten die „Berge“ entweder den Eindringling verjagen, oder aber ihn aufs Eindringlichste zur Vermehrungshilfe heranziehen. Wie auch immer – Sporen gibt es also jederzeit im Überfluss, es muss sich nur jemand zu Fuß unter die Bunten Berge wagen. Was für den Jovianer nicht ernsthaft gefährlich ist – der robuste Jovianerleib[2] nimmt daran keinen Schaden –, aber (trotz seiner ansonsten fast völligen Schmerzunempfindlichkeit[3]) höchst unangenehm.

Sporenernte

Sporenernte mit dem Sporenschirm    [G]

Seit man die Sporen als Speichermedium zu nutzen weiß, bemüht man sich natürlich, sie zu ernten, d. h. ihren Abwurf zu provozieren und sie dann aufzulesen.
Anfangs rannten noch besonders beherzte Draufgänger nahe an die außenstehenden Berge heran und dann so schnell wie möglich wieder weg, um anschließend mit Rechen mit überlangen Stielen die Ernte aus der Gefahrenzone zu ziehen. Aber der Sporenbedarf wurde besonders im Zeitalter der Romantik[4] zu groß, als dass es bei dieser Praxis der „Sporenläufer“ hätte bleiben können. Das Verfahren musste verbessert werden.
Weiterhin zu Fuß musste es freilich deshalb sein, weil ein Unterfliegen der Bunten Berge zwangsläufig zur Zerstörung des Fluggeräts führt. Noch nie hat es jemand geschafft, unter den Bunten Bergen durch mit intaktem Fliegzeug[5] auf der anderen Seite wieder herauszukommen. Denn die Sporen dringen in die Schubrohre[6] ein, pervertieren offenbar die Wirkungsweise des Luminats[7] und bringen den Flieger unweigerlich zum Absturz. Versuche mit unbemannten Durchfluggeräten schlugen samt und sonders fehl – die Berge lassen diese Geräte zwar unbehelligt durchfliegen, aber dafür gibt es keine Sporen – mit Beschuss reagieren die Berge nur auf lebende Organismen.

Sporentrog

Am Sporentrog, darin die „Suppe“    [G]

Inzwischen bedient man sich des Sporenschirms, einer Art Regen-, der Größe nach eher Sonnenschirm, aus festem Jomit[8], der auf einem rollbaren Ständer unter den Bergen hindurchgeschoben werden kann. Mit seiner Hilfe können üppiglich Sporen gesammelt und zu den Sporentrögen verbracht werden, worin sie durch Einlagerung in sogenannter „Suppe“ zu Medialsporen heranreifen.
Zur Nutzung der Sporen siehe Artikel „Sprache, Schrift und Sporen“ in Band III.


Sind die Bunten Berge pflanzlich?

Das ist wahrscheinlich, aber möglicherweise sind sie unfruchtbar. Obwohl sie reichlich Sporen abwerfen, ist nirgendwo ein „junger“, noch wachsender Buntberg vorzufinden. Auch an den vorhandenen Buntbergen wurde nie eine Veränderung beobachtet. Es kann aber auch sein, dass ihr Wachstum so langsam ist, dass es in den paar hundert Jahren, die die Jovis jetzt auf dem Jupiter leben, einfach noch nicht feststellbar war. Und es gibt die Theorie, dass es erst jetzt (erneut) beginnt, da nun die Jovis als Lebewesen den Sporenhagel auslösen. Aber wer oder was hatte ihn dann früher ausgelöst?

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[1] ^ Neben seiner Hauptnahrung, den Batzen[9], nimmt der Jovianer auch gern Gras und Blumen zu sich.

[2] ^ s. Robustheit in Artikel Körper, des Kapitels Jovianer in Band II.

[3] ^ Körperlichen Schmerz, wie wir ihn kennen, verspürt der Jovianer nicht. Er ist lediglich gegen ein Einprasseln zahlreicher Stups- oder Pieksreize allergisch.

[4] ^ Die „Romantik“ ist eine Zeitspanne in der jovianischen Geschichte (ca. 150 – ca. 330 nGU[10]), in der die – auf Sporen gesprochenen – Rollersagen[11] sehr verbreitet waren.
Näheres s. Artikel Romantik in Band IV.

[5] ^ „Fliegzeug“ steht zusammenfassend für alle jovianischen Fluggeräte.
Näheres s. Artikel Fliegzeug in Band III.

[6] ^ Schubrohre bilden das „Triebwerk“ jedes jovianischen Fluggeräts; siehe auch Luminat in Artikel Energieversorgung hier in Band I.

[7] ^ Luminat ist eine Sonderform des Jomits[8] mit der Fähigkeit, Lichtverhältnisse umzukehren.
Näheres s. Luminat in Artikel Energieversorgung hier in Band I.

[8] ^ Jomit (ursprüngl.: Iomit) ist der Universalwerkstoff der Jovianer, aus dem so gut wie alles hergestellt werden kann.
Mehr dazu in Artikel Industrie hier in Band I.

[9] Batzen sind die Hauptspeise der Jovianer; s. Artikel Lebensmittelversorgung hier in Band I sowie Ernährung in Band II.

[10] nGU = „nach Großem Umzug[12]“, die jovisophische[13] Kalenderrechnung gewissermaßen.

[11] Rollersagen oder -romane waren Geschichten über eine romantisierte Vergangenheit der Jovianer im Zeitalter der Romantik[4].

[12] ^ Als „Großer Umzug“ wird die Umsiedlung der Jovianer von der Io[14] auf den Jupiter bezeichnet.
Näheres s. Artikel Der Große Umzug in Band IV.

[13] „Jovisophisch“ = zur Jovisophie gehörig, auf ihr beruhend. Die Jovisophie ist die Lehre von der jovianischen Zivilisation, also der Kultur der Jovianer.

[14] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.

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