Band I

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DIE INSELN: Labsalinsel:
Labsalblütenzeit

Mitunter scheinen auch den Jovianern die Jahre zu schnell zu vergehen – wir rechnen nach: Wenn 52-53 Jupjahre ca. 6 Erdenjahre sind, hat das Jupjahr gerade mal gut 41 Erdentage (es hat genau 100 Jupitertage, und der Jupiter dreht sich bekanntlich rasant in knapp 10 Stunden einmal komplett rum) – und so ist man schon mal auf die Idee gekommen, die Zeitrechnung, die kurz nach dem Großen Umzug[1] eingeführt wurde, wieder zu ändern (zum Thema Zeitrechnung siehe auch Artikel „Zeit- und andere Rechnungen“ in Band III). Denn dass ein Jahr 100 Tage hat, ist zwar für vielerlei Berechnungen recht praktisch, aber die Jovianer stellen solche Berechnungen ohnehin nur selten an, und letztlich ist diese Zahl willkürlich festgelegt – ebensogut hätte man sagen können, das Jahr hat 1000 Tage. Und das „natürliche“ Jahr des Jupiters hat sowieso was anderes, nämlich 11,86 Erdenjahre. So lange braucht er, um die Sonne zu umkreisen, also 105 Jupjahre … was für ein Zufall! Ziemlich genau die Periode über zwei Labsalblüten.

Es gab durchaus einflussreiche Stimmen, die forderten, die Jahre künftig nach Labsalblüten zu zählen. Aber es war nicht nur die etwas unkomfortable Hälfte von 105, die dem entgegenstand, und es war nicht der Umstand, dass ältere Jovianer klagten, dass damit die Lebenserwartung ja von ca. 415 Jahren auf grade noch knapp 8 Jahre schrumpfe (rein rechnerisch, versteht sich) – nein, es war die Entdeckung, dass das Labsal keineswegs immer zu einem bestimmten Stand des Jupiters gegenüber der Sonne blüht. Sondern nach 52-53 Jupjahren ab der letzten Abgrasung auf Stumpf und Stiel – im Anschluss an seine Blüte. Grast man es aber zwischendurch mal, bereits vor seiner Blüte ab (und das ist jederzeit möglich), dauert es erneut 52-53 Jupjahre bis zur nächsten Blüte. Durch Vorabgrasungen lässt sich diese Regelmäßigkeit also total verhunzen. Damit wäre eine stabile Zeitrechnung wieder völlig im Eimer, denn wer kann garantieren, dass nicht – wie schon einmal geschehen – eine Triebphase[2] zu einer Zwischenabgrasung führt?
Und so musste die Idee der Zeitrechnung nach Labsalblüten, so schön sie gewesen wäre, wieder fallengelassen werden.

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[1] ^ Als „Großer Umzug“ wird die Umsiedlung der Jovianer von der Io[3] auf den Jupiter bezeichnet.
Näheres s. Artikel Der Große Umzug in Band IV.

[2] ^ Trieb- und Knirschphasen: Die kollektiven Stimmungsschwankungen der Jovianer.
Näheres s. Artikel Trieb- und Knirschphasen in Band II.

[3] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.