Jupolis

Es ist aber weniger das Fomufre-Vorkommen, was die Rotberginsel interessant macht, sondern vielmehr der „Pfad der Verwegenen“. Er führt von Südost/GW nach Nordwest/GO^[1] durch die Insel und ist das Überbleibsel einer Triebphase^[2], das sich heute noch ziemlicher Beliebtheit erfreut. Dutzende, manchmal Hunderte fanden sich zu seiner Blütezeit täglich ein, um ihn zu „bestehen“.

Die von den Roten Bergen eingesäumte Landschaft auf der Rotberginsel gleicht einem Chaos; nirgendwo sonst auf dem Archipel gibt es ein derartiges Durcheinander teilweise extremer Landschaftsformen, und das auch noch so eng beisammen. Das Innere der Insel wurde deshalb lange Zeit als unbetretbar gemieden, so wie noch heutzutage die Schwarzberginsel^[3], wenn auch aus anderem Grund. Zum Fomufreholen landete man am Rand der Rotberginsel, und von hier flog man wieder nach Hause.
Heute aber landet man an der Südost/GW-Spitze der Insel und begibt sich von hier aus auf den „Pfad“.

Rotberglandschaft mit Pfad der Verwegenen (Ausschnitt)    [G]

Die Inselmitte ist durchwachsen von Tümpeln, glitschigen Stellen, Sumpf, Waberfeldern und -löchern, Splitterzonen und „Massivchen“ (so was wie Felsbrocken, möglicherweise von längst vergangenen WWW^[4]-Verschiebungen hier abgeworfen), und es gilt als „lebensgefährlich“, die Insel bis zu ihrem anderen Ende und zurück zu durchqueren.
Was natürlich eine gewaltige Übertreibung ist, denn all diese landschaftlichen Schikanen können dem jovianischen Körperbau^[5] nicht ernsthaft etwas anhaben. Die einzige wirkliche Gefahr bestünde darin, auf dem Pfad zu verhungern. Dazu müsste man freilich mit nüchternem Magen angereist gekommen sein (schon mal ganz unüblich), in eines der Löcher fallen und von den zahlreichen anderen Pfadgängern wochenlang übersehen werden, wozu einem auch noch die Stimme versagen müsste.

Also ein höchst unwahrscheinliches Szenario – jedenfalls was den oberflächlichen Pfad betrifft.

Allerdings lauert noch eine tiefergelegene Gefahr, und die ist tatsächlich nicht ganz zu vernachlässigen. Die Rotberginsel ist nämlich unterhöhlt, und man kann in einer der Höhlen steckenbleiben und nicht mehr gefunden werden. Sechs Eingänge zu diesen Höhlen sind bekannt, und es wird davor gewarnt, sie zu benutzen, da niemand weiß, wie verzweigt dieses Höhlensystem ist.
Dennoch gibt es immer wieder Leichtsinnige, die sich trotzdem hinunter wagen, im Glauben, damit den Pfad der Verwegenen unterjupisch^[6] abkürzen und sich so manch oberjupische Mühsal ersparen zu können. Und es ist durchaus schon vier- bis fünfmal vorgekommen, dass Pfadgänger erst tags darauf wieder befreit werden konnten, nachdem sie sich, sehr zum Erschaudern der ersten frühmorgendlichen Besucher, lautstark bemerkbar gemacht hatten. Allein, zu Todesfällen hat auch dies noch nicht geführt, auch galt bisher niemand länger als einen Tag als auf dem Pfad vermisst.