Band V

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ERDPHANTASIEN DER ALLZEIT: Das Neue Zentrum:
Brunnentor

Brunnentor

Das Brunnentor    [G]

Das graue Brunnentor war das Haus des Talents der „Findung“.
Es ist kein richtiges Tor, man kann nicht unter ihm hindurchgehen. Dennoch steht seine jovische[1] Originalbezeichnung „Smone“ eindeutig für „Tor“, also ein solches, durch das man eigentlich aus und ein gehen können müsste.
„Brunnentor“ (Funesmilofrismone) heißt es wegen des sog. Brunnens vor ihm. Das jovische Wort Funesmilofri bezeichnet allerdings nicht etwas, woraus man Wasser schöpft, sondern etwa „Guckrohr in bodenlose Tiefe“. Neben diesem Brunnen steht der sogenannte Baum (Fupusma). Was er und der Brunnen mit den jovianischen Erdphantasien zu tun hatten, ist umstritten. Bekannt ist nur, dass im Torgebäude Denklinge[2] allein oder in kleinen Grüppchen (Denklinge gibt es schließlich nur wenige) stunden- bis tagelang herumsaßen und versuchten, auf neue Fragen zu kommen.
Der Jovianer ist sich bewusst, dass ihm gewisse Antworten verwehrt bleiben, weil ihm die zugehörigen Fragen fehlen, und hier wurde versucht, sie zu finden. Auch das war ein von den Mittelerdvianern übernommenes Talent, wenn auch ein nicht sehr ausgeprägtes.

Die Denklinge, die hier über solcherlei Problematik brüteten, spazierten zwischendurch immer wieder singend um das Tor herum, guckten Gedankenverloren in den Brunnen hinab oder zum Baum hinauf. Einige sollen versucht haben, den Baum zu erklettern, einer soll gemeint haben, er müsse den Grund des Brunnens ergründen und musste mit der Saugglocke[3] wieder herausgezogen werden.

Ornament

Ornament im Brunnentor

Übermäßiger Labsal[4]-Genuss soll dabei eine Rolle gespielt haben, was aber zweifelhaft ist, denn damit müsste die Allzeit geschichtlich etwas früher angesetzt werden als bisher angenommen. Denn nach unseren Berechnungen muss die 8. Labsalblüte[5] nGU[6] etwa in die Mitte der Allzeit gefallen sein, also in die Erdphantasien-Etappe, und da stand das Neue Zentrum noch nicht.

Das Brunnentor war innen noch nie mit mehr als ein paar Sitzpolstern ausgestattet, und viel mehr ist auch heute nicht darin vorzufinden. Außer einem Ornament an der Wand, dessen Bedeutung im Dunkeln liegt.

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[1] ^ Jovisch bzw. das Jovische ist die Sprache der Jovianer (s. Artikel Sprache, Schrift und Sporen in Band III).

[2] ^ „Denklinge“ sind Personen, die deutlich weniger als die meisten Jovianer versuchen, gedankliche Anstrengungen zu vermeiden. Näheres s. Seite Denklinge in Kapitel Jovianer in Band II.

[3] ^ Die Saugglocke ist ein Rettungsgerät.
Näheres s. Kasten in Artikel Schwarz- und Blauberginsel in Band I.

[4] ^ Superbitteres, hochwachsendes Gras, sehr beliebt (Näheres s. Seite Labsal in Artikel Labsalinsel in Band I). Das Labsal soll eine euphorisierende Wirkung haben.

[5] ^ Zur Labsalblüte s. Artikel Labsalinsel in Band I.

[6] ^ nGU = „nach Großem Umzug[8]“, die jovisophische[9] Kalenderrechnung gewissermaßen.

[7] Die Labsalinsel ist die Insel im Südost/GW[10] des Jupolis-Archipels[11].
Näheres s. Artikel Labsalinsel in Band I.

[8] Als „Großer Umzug“ wird die Umsiedlung der Jovianer von der Io[12] auf den Jupiter bezeichnet.
Näheres s. Artikel Der Große Umzug in Band IV.

[9] „Jovisophisch“ = zur Jovisophie gehörig, auf ihr beruhend. Die Jovisophie ist die Lehre von der jovianischen Zivilisation, also der Kultur der Jovianer.

[10] GW = Gegenwesten (s. Artikel Die sechs Himmelsrichtungen in Band III).

[11] Der Jupolis-Archipel ist die Inselgruppe, innerhalb der sich die Stadt Jupolis befindet. Er ist das Thema von Band I.

[12] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.