Jupolis

Der Sprechturm    [G]

Der grüne Sprechturm war das Haus des Talents der „Dichtung“.
Er ist das höchste Gebäude des Neuen Zentrums, und sein Balkon – es handelt sich um den einzigen derzeitigen Balkon in ganz Jupolis – kann auf zweierlei Art gedeutet werden: Entweder die Strammer unter den Jovianern hatten zeitweilig doch mehr Einfluss gehabt als allgemein angenommen, und sie hatten bewirkt, dass das höchste Bauwerk des Zentrums ein neues Stadtchefhaus werden sollte, so wie zu Zeiten Rosmars^[1], nur viel repräsentativer – oder aber der Balkon, die „Kanzel“, sollte von vornherein die Epoche der Stadtchefzeit^[2] durch den Kakao ziehen (und damit auch ein Stück weit die Ansichten zeitgenössischen Strammer).
Denn von dieser Kanzel, also der des Sprechturms, wurde in der Erdphantasien-Etappe ausschließlich prämierter Unsinn verkündet. Im Gebäude selbst wurden Lyrikwettbewerbe abgehalten, das heißt im jovianischen Sinn: im Ohnsinnplappern (vgl. Abschnitt „Dichtung“ im Artikel „Kunst und Kultur“ in Band III). Und die Sieger durften ihre Sprüche vom Balkon aus zum Besten geben.

Da die Dichtung zu den neun Talenten gezählt wurde, muss sie auch bei den Erdvianern eine Rolle gespielt haben – inwieweit, ist unbekannt, also wird’s wohl genauso gewesen sein wie bei den Jovianern selbst, denn die hatten sie ja erfunden. Und dass ein Talent schon dagewesen war und nicht erst erdacht und erlernt werden musste, war sicher auch nicht ganz unpraktisch.

Der Sprechturm war in der Kulturausübungs-Etappe gut besucht, vor allem die besagten Plapperwettbewerbe. In den oberen Stockwerken fanden derweil Sporenbesprechungen^[3] statt, wenn auch nur in kleineren Auflagen. Hiervon zeugen die Gestelle, auf denen ganz offensichtlich Buntbergsporen zur Besprechung ausgelegt waren. Einige dieser Sporen hatten sicherlich mit Aufführungen im Aktstudio zu tun, was die anderen enthielten, wissen wir nicht.

Heute wird der Turm noch als Lagerstätte einiger Sporenhüter, also Sammler besprochener Sporen, genutzt, ansonsten steht er leer.