Jupolis

Die Erdphantasien der Flammer unter den Jovianern drehten sich v. a. darum, was sich in den rollenden Städten abspielte, wenn sie nicht rollten. Also womit sich die Mittelerdvianer beschäftigten, wenn sie nicht von den Obererdvianern im Auge eines Wirbelsturms herumbugsiert wurden. Selbstverständlich verfügten auch sie über etwas Ähnliches wie Ploppknollen^[1], die sie ständig mit sich führten und in die blaue Erde steckten und beernteten, aber da blieb noch viel Zeit übrig an so einem 24-Stunden-Tag, wie ihn die Erde hat. Und diese Zeit füllten sie mit etwas, für was man das Wort „Kultur“ erfand.
Der jovische^[2] Originalbegriff beinhaltet nicht alles, was in unserem Wort „Kultur“ steckt. Und in dem steckt eigentlich ohnehin viel zu viel; das geht ja vom Ackerbau (Agrikultur) über die Bakterienkultur bis hin zu muffigen Bildungszwängen. Das jovische Wort hingegen ist lediglich eine Mischung aus „Spaß“, „Kunst“ und „Spiel“, und die einzelnen Tätigkeiten, die zusammen die Kultur ausmachten, nannte man „Talente“, denn sie erforderten besondere, für die Jovianer neuartige Fähigkeiten.
Jede mittelerdvianische Ortschaft hatte mindestens drei Häuser, in denen den Talenten nachgegangen wurde, manche hatten mehr, je nach Größe, manche alle neun, denn neun Talente gab es. Was das für Talente waren, ist im Folgeartikel anhand der Häuser des Neuen Zentrums^[3] beschrieben.

In den Phasen der Ruhe vor dem aufgezwungenen Nomadentum bemalten sich die Erdvianer neu, tanzten, spielten Theater, machten Musik, töpferten und trieben Sport. So jedenfalls würden wir es nennen. Für uns ist das einfach, da wir all diese Tätigkeiten kennen. Die Jovianer freilich mussten sich erst einmal hineinfinden in diese „Talente“, sie sich erst einmal ausdenken.
Aber sie staunten selbst darüber, was man da alles ersinnen konnte. Sie kamen auf Dinge, die für sie völlig grotesk waren und Verwirrung und Begeisterung zugleich auslösten – unter den Flammern zumindest.