Band V

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ANDERE MAROTTEN:
Kabinenkitzeln
Kabinenkitzeln

Ein gar lustiger Zeitvertreib    [G]

Ebenfalls auf dem Lachland spielte sich die Mode des Kabinenkitzelns ab.
Als die Stromschlucker[1] längst installiert waren und bereits in Vergessenheit geraten war, dass man in der Anfangszeit auf dem Jupiter noch mit „Hüpfkammern“ provisorisch Energie erzeugt hatte (vgl. Artikel „Energieversorgung“ in Band I), muss man per Zufall auf die Gießformen dieser Hüpfkammern gestoßen sein und sich gedacht haben, dass daraus doch nochmal was zu machen sei. Und vielleicht hat sich auch der eine oder die andere doch noch erinnert, dass das mit den Hüpfkammern seinerzeit eine Riesensache gewesen war, ein Riesenspaß nachgerade, und so kam man auf die Volksbelustigung des Kabinenkitzelns.
Als die Mode aufkam, standen zunächst sieben solcher sogenannter Lachkabinen, knallbunt gefärbt, auf dem Lachland, und kein Jupolitaner[2] ließ es sich nehmen, sie mehrmals pro Woche[3] aufzusuchen. Die Leute standen Schlange. So wurden auch schon bald fünf weitere Kabinen aufgestellt, und schließlich nochmal vier. Sechzehn waren es letzten Endes und sind es bis heute. Nur dass es heutzutage kaum mehr möglich ist, eine komplette Belegung für eine einzige Kabine zusammenzubringen, während damals oft alle sechzehn gleichzeitig in Betrieb waren.

Bis zu zehn Leute lassen sich in eine solche Kabine pferchen, die dann, wenn sich die scheinzahnförmige[4] Luke schließt, damit anfangen, einander zu kitzeln.
Ziel ist, die Kabine dadurch zum Hüpfen zu bringen, denn die Stelze, auf der sie steht, ist eine Feder. Und die Kabinen sind so konstruiert, dass die Luke sich automatisch öffnet und die Insassen „ausspuckt“, wenn sie ausreichend in Schwingung gebracht wurde. Und wenn die Leutchen herauspurzeln ist das Gelächter am größten.
Grundlage dieser Mode war das Gerücht, dass Lachen gesund sein soll. Vom Kabinenlachen versprach man sich also ein gesundheitsförderndes Wohlbefinden, ähnlich wie bei einem Saunabesuch. Von solchen Gesundheitsmarotten wird das Jovianervolk immer wieder mal nebenbei heimgesucht. Um in der anschließenden Knirschphase[5] wieder festzustellen, dass alles nichts genützt hat. Was kein Wunder ist, denn der Jovianer strotzt von Haus aus vor Gesundheit und wird daran kaum mehr was verbessern können.

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[1] ^ Zu den sog. Stromschluckern s. Artikel Energieversorgung in Band I.

[2] ^ Jupolitaner = Bewohner von Jupolis

[3] ^ Den Begriff der „Woche“ haben die Jovianer von der Io[6] mitgebracht, wo sie 4 Io-Tage umfasste, weil dort nach 4 Tagen die Nachbarmonde wieder etwa das gleiche Bild abgaben. So blieb auch auf dem Jupiter die Woche ein Zeitraum von 4 Tagen.

[4] ^ Scheinzähne sind Zähne, die nur zum Grinsen dienen, nicht zum Beißen.

[5] ^ Trieb- und Knirschphasen: Die kollektiven Stimmungsschwankungen der Jovianer.
Näheres s. Artikel Trieb- und Knirschphasen in Band II.

[6] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.