Band V

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ERDPHANTASIEN DER ALLZEIT:
Bewohnte Wolken und rollende Ortschaften

Das weiße Eis war ihm bekannt. Als die Jovianer vor dem Großen Umzug[1] eine neue Heimat suchten, hatten sie dieses Material auf der Europa[2] und dem Ganymed[3] als lebensfeindlich kennengelernt. Hierüber waren noch Erzählungen im Umlauf. Nur, wer Eis kennt, kennt deswegen noch lange kein Wasser. Dass die weißen Pole der Erde etwas mit den großen blauen Flächen zu tun haben könnten, ist schließlich schwer vorstellbar. Die weißen Wolken hingegen erkannte der Jovi ganz richtig als Wolken, zumal die Weiße Wolkenwand[4] um Jupolis herum ja ebenfalls weiß ist – woher die ihr Weiß nimmt, weiß man allerdings auch nicht. Noch ist es niemandem gelungen, sie zu durchfliegen, und die einzigen Ozeansurfer, die sich bis zu ihr hinausgewagt hatten, hatten nach Hause gekommelt, sie reiche nicht bis zum Grund, sondern man könnte darunter hindurch surfen, wäre da nicht dieses tosende Nichts dahinter. Aber das gehört nicht hierher.
Die Konsistenz irdischer Wolken vermutete der Jovi jedenfalls in flüssigem Eis. Eis, das wegen der Nähe zur Sonne flüssig geworden und aufgestiegen sei und deshalb in der Höhe herumschwimme. Ganz so falsch ist das nicht, aber auch nicht ganz richtig.

Am spannendsten fanden die Jovianer, dass es auch auf der Erde, so wie auf dem Jupiter, Wirbelstürme gibt. Das brachte den Jovi auf die Vorstellung, dass sich auch in deren Zentren Städte befänden.
Im Gegensatz zu den gewaltigen Wirbelstürmen des Jupiters mit ihrer hohen örtlichen Beständigkeit (man bedenke, dass der Große Rote Fleck[5], und wahrscheinlich sogar der relativ winzige Sturm um den Jupolis-Archipel, schon seit hunderten von Jahren vor sich hin brausen), wandern irdische Wirbelstürme relativ schnell und lösen sich bald wieder auf. Die Städte in den Sturmaugen mussten sich also mitbewegen. So kam man auf rollende Städte. Oder wenigstens Dörfer. Übers blaue Land rollende Ortschaften, die vom Wirbelsturm herumdirigiert würden.

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[1] ^ Als „Großer Umzug“ wird die Umsiedlung der Jovianer von der Io[6] auf den Jupiter bezeichnet.
Näheres s. Artikel Der Große Umzug in Band IV.

[2] ^ Die Europa (auch „Weißmond“ genannt), knapp so groß wie der Erdmond, ist der nächste äußere Nachbarmond der Io[6].

[3] ^ Der Ganymed, der größte Mond des gesamten Sonnensystems, ist nach der Europa der übernächste äußere Nachbarmond der Io[6].

[4] ^ Weiße Wolkenwand (WWW): Der Wolkenring weit außerhalb des Jupolis-Archipels[7]; s. Seite Weiße Wolkenwand (WWW) in Band I.

[5] ^ Der Große Rote Fleck ist ein (auf der Erde seit Jahrhunderten bekanntes) markantes Wetterphänomen auf dem Jupiter. Mit Jupolis hat er nichts zu tun, da er sich ganz woanders befindet.

[6] Die Io, oft auch Heimat-, seltener Rumpelmond genannt, ist der innerste der vier größten, sog. Galileischen Monde des Jupiters. Von hier stammen die Jovianer ursprünglich.

[7] Der Jupolis-Archipel ist die Inselgruppe, innerhalb der sich die Stadt Jupolis befindet. Er ist das Thema von Band I.