Brunnentor
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Die Tücken eines Umzugs

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    »Du hast ihn ein bisschen bearbeitet, was?«, schmunzelte Rumu.
    »Nun ja, was heißt bearbeitet …« Sie lächelte.
    Rumu war begeistert und lachte schallend.
    »Das mit dem Austritt bei den Stillen Beobachtern solltest du aber wirklich nochmal gründlich überdenken«, bat er sie kurz danach. »Du kannst ja notfalls ein-, zweimal fernbleiben, aber bitte nicht dauerhaft. Ich würde dich vermissen. Sehr, sehr vermissen. Schau, wir haben das zusammen aufgebaut, das mit dem Sender – weißt du noch, wie unsicher wir anfangs noch waren und was da alles schiefgelaufen ist? Du warst von der ersten Stunde an mit dabei. Und eines Tages kommen wir auch noch ganz groß raus damit, Lia, verlass dich drauf. Und ich könnte es nicht verschmerzen, dich dann nicht mehr dabeizuhaben, die Tüchtigste von allen! Und das nur wegen meines Umzugs! Tu mir das bitte nicht an.«
    Lia war zu Tränen gerührt. Das hatte sie nicht gewusst, dass Rumu so große Stücke auf sie hielt. Und das konnte nicht erst seit heute so sein. So betrachtet, hatte sich der heutige Ärger fast schon wieder gelohnt.

    Am nächsten Tag kam der neue Kommel, eingeflogen von Heck mit Abi­reis Schüssel. Rumu fragte nicht, wie er das Haus gefunden habe. So sollte er auch nie erfahren, ob Lia dahintersteckte. Es war ihm lieber, wenn es im Rahmen des Möglichen blieb, dass Heck und Abi­rei selbst auf diese Idee gekommen waren, und Lia hätte eine etwaige Urheberschaft sicherlich sowieso verleugnet und den anderen eingeschärft, es ihr gleichzutun.
    Sie sprachen nur kurz über die morgige Sendung.
    »Tja. Also, wir haben beschlossen, tatsächlich doch noch einen Beitrag über den Umzug zu bringen«, berichtete Heck, »oder besser: über Umzüge im Allgemeinen. Wird ein Studiogespräch: Abi mit einem Umzugsexperten zu Gast. Den mache ich. Ich erkläre, warum man Umzüge sorgfältig planen sollte, was dabei alles schief- und kaputtgehen kann und warum, wie man seine Kräfte am besten einsetzt, wie man zum Beispiel einen Kommel auseinanderbaut oder ein Hausbild von der Wand abhängt. Somit kann’s auch beim Titel ›Die Tücken eines Umzugs‹ bleiben. Und dann schweife ich eben noch ein bisschen ab und erzähle von der Geschichte des Hausbilds und solche Sachen. Wird eine ganz zwanglose Sache, und die Sendezeit kriegen wir mit Sicherheit voll damit.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Rumu.
    »Am Ende wird mir Abi wahrscheinlich ins Wort fallen müssen, um mich zu bremsen, hahaha.«
    »Wahrscheinlich.«

    Und so war’s dann auch. Abirei und Heck bestritten diesmal die Sendung allein, das heißt zu zweit. Rumu und Lia nutzten den Tag, um Rumus Nachfolgerin beim Einzug in seine alte Wohnung zu helfen. Die zwei oder drei Leutchen, die ihr Hilfe zugesagt hatten, hatten wieder abgesagt oder waren nicht erschienen.

    Bei der nächsten Besprechung im Brunnentor aber waren wieder alle zugegen.
    Einschließlich Lia.

 

 

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