Brunnentor
Zurück zur Episoden-Auswahl
Die Tücken eines Umzugs

S.1234567891011weiter

    »Nicht dein Ernst jetzt, oder? Rumu? Sag schon«, fragte Abi­rei, »haben wir jemals eine Sendung ganz ausgelassen? Also nicht dass ich wüsste. Wir haben es manchmal erwogen, ob wir es tun könnten, aber nur sehr selten und aus ganz anderen Gründen, nämlich Themenmangel. Und selbst da ist es dann nicht so weit gekommen.«
    Die vier von den Stillen Beobachtern tagten wieder mal im Stübchen des Brunnentors, wie am Ersttag jeder Woche.
    »Nein, Moment, Moment«, stellte Rumu klar, »mit keiner Silbe habe ich gesagt, ich wolle die Sendung ausfallen lassen. Wobei die ja ohnehin auch ohne mich stattfinden könnte, schließlich wird sie doch so gut wie jedes Mal weitestgehend von dir allein bestritten, Abi. Von ›auslassen‹ war überhaupt nicht die Rede. Das hast du völlig falsch aufgefasst.«
    »Dann ist ja gut«, murmelte Abi­rei lächelnd. Lia und Heck nickten. Sie hatten Rumu ohnehin richtig verstanden.
    »Nein, ich habe nur gesagt, dass ich an der nächsten Besprechung nicht teilnehmen kann, denn Umzüge haben es nun mal so an sich, dass sie einfach an bestimmten Tagen anstehen. Man kann sich nicht vollkommen frei aussuchen, wann man umziehen will, diese oder nächste Woche, diesen oder jenen Tag, dafür ist das Angebot für Wohnungen in attraktiven Gegenden zu knapp. Man muss schon entschlossen zuschnappen, wenn man von einer freiwerdenden erfährt, die einem besonders zusagt, und da das bei mir und diesem kleinen Häuschen in der Altstadt der Fall ist …«
    »Ach, Altstadt?«, fragte Lia. »Toll, Glück­wunsch!«
    »Altstadt?«, fragte auch Abirei. »Na ja, ich weiß nicht.«
    »Doch, in die Altstadt wollte ich auch schon immer«, schwärmte Lia, »die hat etwas besonders Romantisches. Alte Häuser, die noch vom Heimatmond stammen, Häuser mit Geschichte, Häuser mit Vergangenheit, keine solchen Großhäuser. Außerdem wohnen dort urige Leute.«
    »Oh, Großhäuser haben schon ihre Vorteile«, bemerkte Heck. »Da hast du in vielen Fällen gleich im Jugeschoss ein Magazin, manchmal auch noch mit Batzenbude drin. Das ist sehr praktisch, sollte einmal dein Batzenspender streiken, was ja hier und da mal vorkommen soll.«
    »Ja, vor allem in der Altstadt!«, war Abirei überzeugt. »Dort sind sie schließlich am ältesten.«
    »Ja, nun, nein, also das wage ich ernsthaft zu bezweifeln«, widersprach Heck. »Ebenfalls vom Heimatmond stammen die Dinger in diesen Häusern schon mal nicht, allein schon deshalb, weil man dort noch gar keine Batzenspender kannte. Und inzwischen sind sie doch sicher längst einmal ausgetauscht worden, wenn nicht sogar schon mehrmals. Ich glaube kaum, dass da noch die Modelle von kurz nach dem Großen Umzug an der Decke hängen.«
    »Womit wir wieder beim Umzug wären«, sagte Rumu, »allerdings meinem kleinen. Und der findet nun mal nächste Woche statt, am Erst- und am Zweittag, und er lässt sich nicht verschieben, weil ich zugesagt habe, dass meine Nachfolgerin am Dritttag schon rein kann, da diese wegen einer zerrütteten Beziehung unbedingt schnellstmöglich dort raus will, wo sie jetzt wohnt. Deshalb müsst ihr diesmal bei unserer ersttäglichen Besprechung eben auf mich verzichten, aber das ist dann auch schon alles und wird wohl so schlimm nicht sein.«
    »Wie wär’s denn«, regte Lia an, »wenn wir die Besprechung – ich rede nicht von der Sendung, Abi! – tatsächlich ganz ausfallen ließen und dir helfen? Vielleicht schaffst du dann sogar alles an einem Tag? Oder hast du schon genug Helfer oder gar schon mehr als genug?«

S.1234567891011weiter

Zum Seitenanfang