Brunnentor
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Die Tücken eines Umzugs

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    »Meine Großmutter war noch Hausbildmalerin«, antwortete Heck, »also mit Leib und Seele, nicht wie heute, wo jedes Kind mal für ein paar Stunden in die Färberei abgestellt wird, um ein bisschen zu klecksen. Und sie nahm mich zwei, drei Mal mit in die Asservatenstube, und da stehen noch solche Dinger, Hausbilder von damals, mit verschiedenen Motiven. Warst du schon mal dort?«
    »Wo?«
    »In der Asservatenstube.«
    »Nein.«
    »Ist sehr interessant da, viel Zeug von früher.«
    »Zeug von früher interessiert mich weniger.«
    »Na gut, ja, schon klar, nicht jedermanns Sache, das, mich fasziniert es allerdings irgendwie, jedenfalls teilweise, bin auch später immer wieder mal dort gewesen.«
    »Was hat er denn eigentlich sonst noch gesagt?«, fragte Abi­rei unvermittelt.
    »Wer?«
    »Rumu. Das Hausbild, und was sonst noch?«
    »Ach so, hm, mal überlegen … irgendwas mit Tiefgang, glaube ich.«
    »Dann sollten wir da mal runtergehen und nachgucken, meinst du nicht?«
    Sie gingen nach unten, stellten fest, dass dort vielerlei Zeug aufeinandergeschichtet war, worin sie keinerlei Ordnung oder Systematik erkennen konnten, eine solche aber vermuteten, so dass sie zur Ansicht kamen, man sollte hier nichts durcheinanderbringen. Deshalb beschlossen sie, erst noch nachzufragen, in welcher Reihenfolge diese Sachen nach oben und vor die Tür zu bringen seien.
    »Weil, man darf ja nicht übersehen, dass ein rundum gelungener Umzug nicht zuletzt von solch organisatorischen Dingen abhängt«, stellte Heck fest, »also von der Beachtung der Reihenfolge bei der Be- und Entladung des Transportfliegzeugs unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Kapazitäten. Vielleicht magst du dir diese Bemerkung schon mal vormerken für die Präsentation, Abi.«
    »Kleiner Klugscheißer«, sagte diese säuerlich lächelnd.

    Kaum waren sie dem Tiefgang wieder entstiegen, kamen auch schon Rumu und Lia wieder herein.
    »Sag mal, wie ist eigentlich dein Hausbild aufgehängt, Rumu?«, fragte Abirei.
    »Also jetzt zunächst mal der sperrige Kleinkram von hier hinten«, sagte Lia fast gleichzeitig, und mit dem lasse ich dich dann wirklich allein, Rumu. Ich räume inzwischen hier weiter weg.
    »Sehr gut«, sagt Rumu, zu Lia gewandt, und dann zu Abi­rei: »Das Hausbild wird einfach nach oben aus der Halterung gezogen, wie wohl die meisten, soviel ich weiß. Ist keine Sonderanfertigung.«
    Ah ja, dann sei das ja ganz einfach, meinte Abi­rei, bei ihrem sei das genauso. Nur bräuchte man dazu ein kleines Tischchen oder dergleichen zum Draufstehen. Das finde sich im Tiefgang, sagte Rumu. »Ah, dann ist es ja gut«, meinte Abi­rei, »dass wir die Sachen von unten noch nicht nach draußen geschafft haben«.
    »Das Tischchen wäre von dort genauso schnell wieder drin gewesen wie von drunten nach droben«, sagte die mit beiden Armen voll Umzugsgut vorbeihuschende Lia, und Abi­rei zeigte sich etwas verschnupft ob dieser spitzen Bemerkung.
    Rumu verabschiedete sich zu seinem dritten Flug.
    »Huch, Lia«, rief Heck, »hör mal, wirklich, also nein, so ein Hauskommel ist doch viel zu schwer für dich zierliche Person! Weißt du, was für ein Gewicht allein der Standfuß hat? Lass mich das mal übernehmen.«
    Lia ließ ihn, er machte sich an dem Kommel zu schaffen, kippte ihn etwas und kommentierte seine Tätigkeit: »Siehst du, so, du musst ihn schrägstellen und dann schräg rollend weiterbewegen. Das wäre gleich nochmal was für deine Präsentation übermorgen, Abi! Nämlich dass viele Leute viel Energie verschwenden bei Umzügen, weil sie die Gegenstände falsch anpacken und bewegen. Du kannst auch erwähnen, dass es nicht die Technik ist, die einen Hauskommel so schwer macht, sondern vielmehr der Standfuß.«

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