Brunnentor
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Die Tücken eines Umzugs

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    »Man kann das Gerät selbst vom Fuß abnehmen«, sagte Lia trocken, »das ist das, was ich gerade vorhatte.«
    »Ach ja, ganz recht, ja, das natürlich auch«, sagte Heck, nur hat man dann gleich zwei Teile zu schleppen, aber egal.« Er versuchte, das Kommelgehäuse aus dem Sockel zu ziehen, was nach einigem Rütteln auch gelang, aber dabei kippte ihm der Standfuß an seinen Wanst, er geriet ins Schwanken, konnte das Gerät nicht mehr halten und ließ es zu Boden fallen. Die Armatur des Kommels brach ab, die Wirkfläche sprang heraus, eine dunkle Flüssigkeit tropfte zäh aus dem Gehäuse, der Kommel war hinüber.
    »Hoppla«, sagte Heck verlegen.
    »Du bist ein … !«, entfuhr es der entsetzten Lia. Sie sprach es nicht aus, aber der Tonfall ließ wenig Zweifel daran, dass nur ein Schimpfwort hätte folgen können, wofür sie sich denn auch erneut einen strafenden Blick von Abi­rei einhandelte.
    »So was kann passieren«, sagte diese.
    »Tja, nun, das, eben das sind sie nun mal, die Tücken des Umzugs«, versuchte Heck zu scherzen, aber niemand lachte, nicht einmal er selbst.
    »Da möchte man sagen«, fügte er hinzu, »nur gut, dass man sich einen neuen Kommel jederzeit besorgen kann, gibt es ja in jedem Magazin.«
    »Gerade das ist einer der Gründe«, tat Abi­rei kund, »warum ich nie in die Altstadt ziehen würde. Weil es dort keine Magazine gibt.«
    »Natürlich gibt es auch in der Altstadt Magazine!«, sagte, nein, schimpfte fast eine genervte Lia, die gerade ein Tischchen zur Wand trug. »Nur sind sie da nicht so groß, und ob es da Kommel gibt, weiß ich nicht.«
    »Das Tischchen wird noch gebraucht, Lia, noch nicht hinaustragen!«, rief ihr Abi­rei zu.
    »Deshalb stell ich’s ja hierher«, knurrte Lia und machte sich daran, hinaufzusteigen, um das Hausbild abzunehmen.
    »Oh, kommst du denn überhaupt so weit hoch? Man muss es nach oben aus der Halterung ziehen«, lehrte Heck. Lia antwortete nicht, sondern demonstrierte wortlos, dass man es ebenso gut von unten aus der Halterung schieben konnte.

    Rumu kam zurück.
    »Hör mal, Rumu, also, hm, wie soll ich sagen, äh, mir ist da ein vorhin kleines Missgeschick passiert mit dem Kommel«, bekannte Heck kleinlaut.
    »Ich seh’s«, erwiderte Rumu. Weiter sagte er nichts dazu, fragte auch nicht nach dem Hergang; ihn wunderte schon nichts mehr bei solchen Helfern.
    »Was senden wir denn nun übermorgen, wenn du jetzt schon alles da drüben wieder einräumst?«, griff Abi­rei dieses Thema wieder auf.
    »Tja, übermorgen, gute Frage«, sagte Heck. »Ich fürchte, die Sendung wird nicht mehr viel hergeben, ja. Nein. Es hat diesmal einfach an der Konzeptdiskussion gefehlt. Mal überlegen.«
    »Und ich finde, ihr habt hier jetzt genug getan«, sagte Rumu. »Den Rest schaffen Lia und ich noch allein.«
    Abirei und Heck sahen einander verblüfft an.
    »Klingt irgendwie zynisch, was du da sagst«, stellte Abi­rei fest, an Rumu gewandt.
    »Zynisch? Warum zynisch? Nein, im Ernst, wozu solltet ihr hier eure Zeit verschwenden? Es gibt nichts zu senden und nichts zu proben. Wir sehen uns nächste Woche wieder.«
    »Rumu will uns loswerden«, raunte Abirei Heck zu.
    »Ah, hm, wie nun, wieso nächste Woche? Was ist mit Dritttag?«, fragte Heck.
    »Habt ihr nicht eben selbst festgestellt, dass es da nicht viel zu senden gibt?«, fragte Rumu zurück.
    »Nein, ja, doch, ich meine, wir könnten es machen wie folgt«, schlug Heck vor. »Vor Sendebeginn räumen wir in deiner neuen Wohnung einfach alles nochmal aus, und dann senden wir den Einzug wie geplant, nur eben gestellt. Das merkt keiner. Weiß ja keiner, dass das alles vorher schon mal drin war. Das hätte den Vorteil …«
    Aus dem Hintergrund ließ Lia einen tiefen, lauten Stoßseufzer vernehmen.

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