»Ja, ist so, absolut, korrekt«, sagte Heck, »nur: die Piloten sind rar. Es wird ja heute nicht mehr so viel gebaut, und viele Wannenpiloten sind auf Mofaxi umgesattelt. Nicht, dass sie dann keine Wannen mehr fliegen könnten, aber wahrscheinlich sind sie mit dem Mofaxi schon beschäftigt genug. Und unsereins kann sich in eine solche Wanne nicht einfach reinsetzen und losfliegen. Dazu ist schon eine besondere Ausbildung erforderlich.«
»Außerdem könnte eine Transportwanne in der Altstadt nirgends landen«, merkte Rumu an, der zusammen mit Lia gerade die restlichen Sitze herausgebracht hatte.
»Nochmal so ein Nachteil von der Altstadt, siehst du«, konnte sich Abirei nicht verkneifen.
»Rumu«, sagte Lia, »ich hatte vorhin nicht daran gedacht, aber dieses Mal fliege ich mit dem Mofa hinter dir her und helfe dir dann beim Ausladen.«
»Nett von dir, Lia«, sagte Rumu, »aber jetzt sind es doch nur die Sitze, und die schaff ich locker alleine. Das mit dem Batzentisch war etwas schwieriger, aber da kam gerade ein neuer Nachbar des Wegs, und der hat mir geholfen.«
»Trotzdem«, sagte Lia, »schon damit jemand weiß, wo das ist, wo du hinziehst.«
»Oh ja, du hast recht!«, rief Rumu aus. »Daran hatte ich tatsächlich auch nicht gedacht. Gut dann. Abi und Heck, ihr könntet derweil vielleicht bitte schon mal weitere Sachen vor die Tür schaffen: Hausbild, Kommel, Zeug aus dem Tiefgang und so weiter …«
Nun flog Rumu also seine zweite Fuhre mit Lia im Schlepptau, und Abirei und Heck blieben zurück in der alten Wohnung.
»Tja. Also, Hausbild wird schwierig«, meinte Heck. »Oder hast du eine Ahnung, wie man das von der Wand kriegt?«
»Da gibt’s, soweit ich weiß, die verschiedensten Befestigungsmethoden«, sinnierte Abirei, »aber in der Draufsicht sieht man natürlich nicht, welche davon im Einzelfall angewandt wurde. Wir hätten ihn fragen sollen.«
»Ach ja, da fällt mir ein: Wusstest du eigentlich«, begann Heck auszuführen, »dass das Hausbild noch gar nicht so lange Brauch ist? Ich wette, du wusstest es nicht, ist nämlich sehr wenigen bewusst. Frag mich jetzt nicht nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten, aber in geschichtlichen Dimensionen betrachtet ist das Hausbild noch ziemlich jung. Es ist zwar schon vor der Allzeit entstanden, also der Zeit, in der die Häuser des neuen Zentrums entstanden sind und damit auch unser Brunnentor, aber auch wenn die jetzt teilweise schon recht verwahrlost sind – auch das Brunnentor wird ja letztlich nur noch von uns in Schuss gehalten –, sind sie doch immer noch relativ neu. Und ist dir schon aufgefallen, dass in diesen Häusern des Neuen Zentrums nirgendwo ein Hausbild hängt? Nun könnte man meinen, dass dieser Umstand ja dafür spräche, dass die Hausbildsitte sogar noch neuer ist als das Neue Zentrum – stimmt aber nicht. Die haben in der Allzeit nur gedacht, sie hätten noch was viel Originelleres zu bieten und bräuchten das Hausbild nicht mehr. Und ist ja eigentlich auch wahr: Die haben sehr Vielfältiges geschaffen, während das Hausbild immer und überall nur noch dasselbe ist, von geringfügigen Abweichungen in der Ausführung mal abgesehen. Aber das war nicht immer so! Am Anfang hatten die vielerlei Motive, ist nur so, dass sich nichts anderes durchsetzen konnte als der Röhrende Hirsch. Von dem keiner mehr weiß, was er darstellen soll, was übrigens auch für die vergessenen Motive gilt, aber damals wussten sie’s sicher noch. Insofern war die Epoche der Hausbildmalerei auch nicht viel weniger schöpferisch als die Allzeit, finde ich.«
»Sehr schön, dann weiß ich das jetzt auch alles. Und woher weißt es du?«, fragte Abirei, die nur halb zugehört und unterdessen mit dem Armkommel geübt und ausprobiert hatte, auf welcher Höhe und in welchem Abstand zum Gesicht sie ihn halten musste, um darin am besten auszusehen. Sie wusste mittlerweile überhaupt nicht mehr, worum genau es in der übermorgigen Sendung gehen solle und hatte das dumpfe Gefühl, das würde ein ziemlicher Reinfall werden, die langweiligste Sendung seit Bestehen des Kanals, aber nun war sie seit vergangenem Dritttag schon angekündigt, und es würde vor allem von ihr abhängen, wie viel da noch zu retten sein könnte.
