Einführung Teil 1

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Haus

Schwimmhaus

Also ist auch das Häuschen der Familie Jupseitler ein Schwimmhaus, und wir betreten es von seinem Schwimmteller aus. Das ist die runde Scheibe, auf der das ebenfalls runde Haus steht. Fast alle Häuser von Jupolis, groß oder klein, hoch oder niedrig, sind rund und schwimmen auf einer Scheibe.

Klapptür

Die Funktionsweise der jovianischen Klapptür    [G]

Dudel

Ein Dudel, dösend in seinem Sack    [G]

Bevor wir die Tür eintreten – denn jovianische Türen werden eingetreten, wenn man das Haus betritt –, werfen wir einen Blick durch das Guckloch und machen uns durch laute Klopfzeichen bemerkbar. Nicht weil die Jovianer schwerhörig wären (ganz im Gegenteil!), aber wir wollen dem Dudel nichts antun.
Dudel sind die Haustiere der Jovianer, und sie schlafen in einem Sack. Diesen rollen sie am liebsten direkt an der Haustür aus. Warum, weiß niemand. Aber sie sind somit natürlich gefährdet und könnten Schaden nehmen, wenn jemand die Tür eintritt.
Durch unser Klopfen gewarnt, sollte sich der Dudel nun aber verzogen haben, und durchs Guckloch haben wir keinen Gegenverkehr wahrgenommen. Wir drücken die Tür etwas nach innen, sie gibt nach, und unter Zuhilfenahme eines Fußes klappen wir sie ganz auf den Boden des Innenraums.

Jovianerstube

Blick in eine Jovianerstube mit Batzenspender, Hausbild und Hauskommel    [G]

Dort finden wir Herrn und Frau Jupseitler an den Haupt- und Lieblingsgerätschaften aller Jovianer vor: dem Batzenspender und dem Hauskommel.

Der Batzenspender ist ein Apparat zur Anfertigung von Batzen nach eigenem Rezept, und Batzen sind die Speise des Jovianers schlechthin. Nicht ganz die einzige, aber fast. Wir würden von Klößen oder Knödeln sprechen, von Riesenklößen oder Riesenknödeln. Aber während bei uns Klöße meist nur Beilage sind und wir zwischen vielerlei Sorten unterscheiden (Kartoffel-, Semmel-, Brät-, Grieß-, Leberknödel usw.), sind jovianische Batzen immer nur Batzen. Obwohl auch sie aus unterschiedlichen Zutaten bestehen! Die Mischung der Zutaten, das individuelle Batzenrezept also, bestimmt man am Batzenspender. Dieser saugt die Mischung in Form eines dünnflüssigen Breis vom nächstgelegenen sogenannten Sudhaus an, zu dem zuvor die erforderlichen Feldfrüchte über ein ausgeklügeltes Rohrsystem direkt vom Acker gelangt sind.

Der Kommel wiederum ist ein Gerät, das sich mit unserem Fernseher vergleichen lässt. Der Hauskommel zumindest, der mit dem Standfuß (denn es gibt auch noch andere Kommel). Das ausgestrahlte „Programm“ unterscheidet sich freilich von unserem: Hauptsächlich wird der Blick in anderer Leute Wohnungen gezeigt. Das Merkwürdige am Kommel ist allerdings, dass er im Grunde ein hochraffiniertes Utensil ist, das man für vielerlei Zwecke nutzen könnte. Nur, man tut es kaum. Man tut es kaum mehr. Hier hat offenbar eine Rückentwicklung stattgefunden wie bei der Schrift. Denn der Jovi kannte auch einmal eine Schrift, nutzt sie aber seit langem nicht mehr.

Hausbild

Der „Röhrende Hirsch“, das übliche Hausbild    [G]

An der Wand hängt bei den Jupseitlers ein Bild. So wie in jedem Haus ein Bild an der Wand hängt: das Hausbild. Es zeigt einen Röhrenden Hirsch. Es zeigt in jedem Haushalt den Röhrenden Hirsch. Jupolis ist voll von Röhrenden Hirschen!
Dabei kennt der Jovianer gar kein Tier namens Hirsch. Es ist für ihn also ein eher abstraktes Motiv, oder ein surrealistisches.
Man kann auch nicht sagen, ob es ihm gefällt oder nicht. Es ist einfach da. Es gehört dazu.
Es ist ein Phasenrelikt.

Und damit sind wir an einem sehr wichtigen Thema angelangt: den Trieb- und Knirschphasen, denen die jovianische Seele erbarmungslos unterworfen ist.
„Phasenrelikte“ sind Überbleibsel aus Triebphasen, deren Bedeutung meist in Vergessenheit geraten ist. Wie überhaupt fast alles Historische schnell in Vergessenheit gerät bei den Jovis. Der Jovianer interessiert sich herzlich wenig für die Vergangenheit. Das ist das eine. Und das andere sind die einander in unregelmäßigen Zeitabständen abwechselnden Phasen. In Triebphasen sind alle Jovianer beseelt von Schaffenskraft, verwirklichen gemeinschaftlich die sinnvollsten und sinnlosesten Ideen. Doch dann kommt auch unweigerlich wieder die nächste Knirschphase. In denen wird alles Tun und Treiben als völlig nutzlos und vergebens erachtet. Eine Art kollektiver Depression breitet sich aus.
Nun könnten wir sagen: Völlig normal, auch bei uns hat jeder mal gute und schlechte Tage. Nur geschieht es bei den Jovianern bei allen zugleich. Das ganze Jovianervolk ist gleichzeitig, einheitlich, mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt.

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