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Jupolitanische Hausnummerierung und Personenadressierung

S.123

So hat, wie eingangs schon gesagt, jeder seine Adresse in Jupolis.
Freilich steht die nirgends, also nicht etwa außen am Haus angebracht. Jovianer haben keine Hausnummernschilder. Auch nicht innen, nirgendwo. Und manche wissen nicht einmal, welche Nummer ihr Haus überhaupt hat. Oder sie wissen die Nummer, aber nicht die des Kaffs vornedran. Das mit den Adressen ist also trotz genialer Durchnummerierung immer wieder mal ein Problem.
Und selbst bei bekannter Nummer ist es für Zulieferer sehr oft eine Herausforderung, die Lage eines bestimmten Hauses auszumachen. Sicher, er soll an 10-28-4 liefern, eindeutig. Dass 10 für das Lachlandkaff steht, weiß jeder Mofaxipilot auswendig. Die Nummern der 17 nummerierten Käffer sind das Erste, was er lernt. Wo aber im Lachlandkaff befindet sich Nr. 28? Wahrscheinlich nicht direkt am Rand vom Doppelhauskaff (4), denn von dort aus dürfte das daran angrenzende Lachlandkaff einige Zeit später (wegen der deutlich höheren Nummer) entstanden sein — aber wo genau?

Für solche Zwecke hängt im Grünen Turm ein Stadtplan aus, den man sich, da er dauerübertragen wird (zur Erinnerung: Kommel haben keinen Speicher) jederzeit auf den Haus- oder Armkommel holen kann. Hier sind die Häuser nummeriert, ganz so, wie auf dem Stadtplan, der uns vorliegt. Hier kann sich der Mofaxipilot kundig machen, wo 10-28 liegt, hier kann er es sich einprägen. Auf dem Stadtplan suchen muss er in den meisten Fällen trotzdem, da es keine logische Reihenfolge von links nach rechts oder oben nach unten oder der Straße nach gibt, sondern nur nach Entstehungszeit.

Keine Kaffnummer hat übrigens die Einsiedlersiedlung. Ihre Häuser sind einfach durchnummeriert von 1 bis (derzeit) 19. Nennt also jemand nur eine einfache Zahl wie “Haus Nr. 12” als Adresse, ist daraus ersichtlich, dass es sich um eine Einsiedlersiedlungsadresse handeln muss. Ebenfalls keine Kaffnummer hat das Neue Zentrum, das ohnehin nur aus benannten, unnummerierten Gebäuden besteht. Es sind also nur 17 der 19 Käffer nummeriert.

Weitere Ausnahmen bilden die Sudhäuser, die Leucht- oder Schwarzhäuser und die Gebäude des Industriekomplexes einschließlich der Formenhäuser.
Sudhäuser tragen immer die Nummer des Kaffs, in dem sie sich befinden, mit anschließender Null nach dem Strich. Nicht jedes Kaff hat ein eigenes Sudhaus, aber wenn es eines hat, wie z. B. das Buntbergkaff mit der Kaffnummer 6, dann heißt das Sudhaus nach ihm. Das Sudhaus des Buntbergkaffs hat folglich die Hausnummer 6-0. Aber es gibt auch Käffer mit mehreren Sudhäusern. Sudhäuser sind immer dort entstanden, wo man sie brauchte; so ist zum Beispiel das zweite Sudhaus im Batzenhutkaff sicherlich aus dem Grund eingerichtet worden, dass man festgestellt hat, dass das erste darin die später hinzukommende Würfelhausbastion 002 nicht mit ernähren konnte. So entstand das Sudhaus 9-0-2, und das erste dieses Kaffs, das ursprünglich aller Wahrscheinlichkeit schlicht 9-0 als Adresse hatte, wurde umbenannt in 9-0-1.

Ganz ähnlich bei den Leucht- oder Schwarzhäusern: Auch sie sind nach dem Kaff nummeriert, in dem sie sich befinden, nur tragen sie die Null nicht, durch den Strich getrennt, hinter der Kaffnummer, sondern davor. 06 also, beispielsweise, ist also unmissverständlich das Leuchthaus in Kaff 6, dem Buntbergkaff; 08, um ein weiteres zu nennen, das größte, ist der „Schwarze Finger“, das Schwarzhaus des Schwarzfingerkaffs. Doch auch hier gibt es Erweiterungen und daraus resultierende Anpassungen: Die Käffer 5 (Reihenhauskaff) und 9 (Batzenhutkaff) beherbergen je zwei Leuchthäuser. Hier aber wurde – aus welchem Grund auch immer – nicht die Sudhausregelung angewandt: Das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erste Leuchthaus des Reihenhauskaffs heißt nach wie vor einfach 05, während das im Norden hinzugekommene die Nummer 051 erhalten hat. Genauso im Batzenhutkaff, hier gibt es die Schwarzhäuser 09 und 091.

Wiederum ähnlich wie bei den Leucht-/Schwarzhäusern haben die Industriegebäude am Anfang eine Null in der Adresse, hier allerdings mit einem Strich dahinter. Die der Produktion und Verarbeitung zugehörigen Bauwerke haben die Nummern 0-1 bis 0-10 (woraus zu ersehen ist, dass offenbar nie ein Gebäude der Anfangszeit wieder abgetragen werden musste) – daran anschießend sind die Formenhäuser mit 0-11 bis 0-15 beziffert. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Jovianer, die Zählungen nicht selten mit der Null beginnen, der Altstadt deshalb die Nummer 1 gaben, weil sie die 0 für die Jomitfabrik reserviert hatten. Ohnehin wird der Industriekommplex annähernd zeitgleich mit der Altstadt entstanden sein.
Die Wohnhäuser des Industriekaffs freilich tragen, wie gesagt, erst die 12 als Kaffnummer, sind also offenbar erst nach dem Lachlandkaff (10) und dem Blaubergkaff (11) entstanden, wahrscheinlich, weil erst dann auch die Bewohnbarkeit unter den Austauschröhren des Industriekomplexes entdeckt und gewürdigt wurde. Oder aber diejenigen, die in ihrer Arbeit im Industriekomplex eine dauerhafte Berufung gefunden hatten, hatten beschlossen, ihre Wohnstatt in unmittelbarer Nähe ihres Arbeitsplatzes zu errichten. Genauso leicht möglich ist aber auch, dass die Häuser des heutigen Industriekaffs anfänglich genauso eine 0 am Anfang hatten wie die Gebäude der Industrie selbst, und dass das später geändert wurde.

Alles in allem, wir sehen: Die Nummerierung jupolitanischer Häuser ist auf ihre Art genial – ganz unkompliziert aber ist sie nicht.

Seien wir also froh darüber, wie einfach bei uns alles geregelt ist. ;-)
Besonders aber, dass es inzwischen GPS-Navigationsgeräte gibt!

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