Brunnentor
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Volkszählung

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    »Von rauswerfen kann keine Rede sein«, stellte Abirei richtig, »Sie selbst haben angekündigt, zu gehen, und es steht mir nicht zu, Sie daran zu hindern.«
    »Das ist dasselbe!«, kreischte die Dame.
    »Wie sie meinen«, sagte Abirei.
    »Mich sehen Sie nicht mehr! Und Eure dämliche Volkszählung könnt Ihr Euch sonstwohin stecken! Ohne mich!«
    »Geht in Ordnung«, sagte Abirei.
    »Ich werde das mit dem normalen Rundfunk durchziehen! In ganz großem Stil! Wie konnte ich mich nur mit einem so kümmerlichen Laden wie Euch einlassen!«
    »Tjaja«, sagte Abirei.
    Schnaubend stapfte Frau von Randsaum zur Tür, trat durch diese hinaus und versetzte sie von außen noch ein bisschen in Schwung, damit das Zufallen möglichst geräuschvoll ausfiel.

    »So, jetzt sind wir also allein zu zweit«, sprach Abi­rei das Mädchen an, das nun etwas verängstigt dasaß, um es zu beruhigen, nicht zuletzt aber auch sich selbst.
    »Ich muss jetzt aber auch gehen«, sagte Billa, der es sichtlich unbehaglich geworden war.
    »Ja natürlich«, sagte Abirei, »irgendwann muss Schluss sein. Sind Sie mit dem Mofa da?«
    »Ja.«
    »Aber noch nicht mit dem eigenen, oder?«
    »Doch!«, sagte das Mädchen stolz.
    »Ist ja toll. Ist es denn schon ein …«
    »Nein, noch nicht. Es ist noch ein Kindermofa, aber demnächst bekomme ich ein großes.«
    »Demnach können Sie ja schon sehr gut fliegen.«
    »Es geht.«
    »Dann üben Sie mal fleißig weiter das Mofafliegen, Billa, und lassen Sie sich nicht mit Ziffern und Zahlen aufhalten. Das können Sie fürs Erste mal wieder vergessen, so wie’s aussieht. Wollen Sie vielleicht noch Ihren Eltern und Freunden zuwinken?«
    »Oh ja!«
    »Dann tun Sie das mal. Sie haben Ihre Sache hier sehr gut gemacht.«
    Das Kind winkte fröhlich in den Sendekommel, stand auf und ging, wobei es auch Abirei, Rumu und Heck noch zuwinkte.
    Abirei aber wandte sich wieder an die Zuschauer.
    »So, meine sehr verehrten Damen und Herrn, falls noch jemand zuguckt, unsere heutige Sendung ist etwas anders verlaufen, als wir uns das vorgestellt hatten. Aber macht nichts, immerhin haben wir wieder etwas dazugelernt: Wir haben eine kleine Vorstellung davon bekommen, was für merkwürdige Ansichten und Einstellungen unter uns Jovianern herumgeistern. Wer weiß, welche Formen davon es sonst noch gibt. Vielleicht werden meine Kollegen und ich uns in nächster Zeit mal in der Volksseele genauer umsehen und schauen, was sich da alles auftut, und das in einen Extrabeitrag packen. Aber dann wissen wir schon, was da an Abgehobenem auf uns zukommt und können Sie rechtzeitig vorwarnen.
Sie sahen den Dritttagskanal der Stillen Beobachter, meine Damen und Herrn, und wir hoffen, dass Sie uns trotz allem auch weiterhin einschalten werden. In diesem Sinne pfeife ich Ihnen was recht freundlich und verabschiede mich bis nächste Woche, selber Tag, selbe Zeit.«

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