Brunnentor
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Volkszählung

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    »Gut, und in naher Zukunft werden Sie sich also an der Volkszählung des Dritttagskanals beteiligen – in welchem Kaff werden Sie tätig werden?«
    »Ich werde in jedem Fall«, führte die Dame aus, statt die Frage zu beantworten, »schon mal versuchen, meine Ansehensforschung mit einzubringen, und ich fände es gut, wenn auch die anderen Zähler dabei gleich mitmachen würden. Natürlich nicht die beiden Kinder, die für das Einordnen nach Ansehen noch viel zu wenig …«
    »Ich bin kein Kind mehr!«, protestierte Fring.
    »… Lebenserfahrung mitbringen und sicher überfordert wären. Ebenfalls nicht in Frage kämen aus Gründen der Befangenheit Leute mit einem Ansehen über 9 und unter 5, denn diese …«
    »Moment mal, von Randsaum, Augenblick mal bitte!«, störte Abirei wieder. »Sie sprechen von ›Einordnung nach Ansehen‹, das Ihrer Ansicht nach offenbar vom jeweiligen Jovizähler vorgenommen werden soll, in Ihrem Gebiet also von Ihnen. Sehe ich das richtig?« Sie hatte erkannt, dass kein Weg daran vorbeiführen würde, auf die Ausführungen dieser Frau einzugehen.
    »Selbstverständlich, von wem denn sonst? Irgendwer muss es ja tun, nicht? Sie können nicht erst herumgehen und fragen, wer wen wo und wie einordnen würde, damit kämen wir keinen Schritt voran, die Ergebnisse würden einander widersprechen und man würde niemals fertig damit. Nein, die beauftragte Person macht das, und damit herrscht dann hierüber Klarheit.« Billa fing an zu gähnen.
    »Würdet Ihr Euch zutrauen«, wandte sich Abirei mangels anderer Gäste wieder an die Kinder, »das Ansehen Eurer Nachbarn einzuschätzen, ja sogar fest­zu­le­gen?«
    »Ich weiß noch gar nicht richtig, was das ist«, gestand das Mädchen.
    »Nie und nimmer«, sagte der Junge.
    »Ich sagte doch gerade schon«, stöhnte Frau von Randsaum wieder ungefragt, »dass Kinder dafür nicht geeignet sind! Ich …«
    »Fring ist bereits Jugendlicher«, merkte Abirei an.
    »Genau«, sagte Fring, »und wenn ich nochmal Kind genannt werde, dann gehe ich!« Abirei lächelte ihm verständnisvoll zu, Fring lächelte verlegen zurück, obwohl er doch lieber ernst und zornig ausgesehen hätte.
    »Aber Sie darf man noch Kind nennen?«, fragte Abirei die kleine Billa. Sie nickte.
    »Und können Sie schon Ziffern schreiben?«
    »Was?«
    »Zahlen. Können Sie die schon?«
    »Ein paar, ja.«
    »Nach meiner Methode sollte bei der Auswahl auch …«, setzte Frau von Randsaum erneut an.
    »Langsam bitte, von Randsaum, ja?!«, unterbrach Abirei sie scharf. »Ich spreche gerade mit Billa, ebenfalls Gast im Studio.« Und zu Billa weiter: »Ziffern heißen die einzelnen Zeichen, die zusammen die Zahlen ergeben. Und die bräuchten Sie wegen der Hausnummern.«
    Frau von Randsaum schwieg betreten, rückte unruhig in ihrem Sitz hin und her und starrte auf imaginäre Punkte an der Wand.
    »Bis 13 zählen kann ich schon lang«, sagte Billa, »aber ich weiß nicht, ob das reicht.«
    »Wohl nicht ganz«, mischte sich Fring ein, »da musst du noch ein paar dazulernen, aber da kann ich dir helfen.«
    »Echt jetzt?«, fragte Billa und strahlte ihn an.
    »Das ist aber nett von Ihnen«, freute sich auch Abirei.
    »Die Kaffnummern gehen ja nur bis 17«, führte Fring aus, »da brauchst du also nur noch vier Zahlen mehr, aber keine neue Ziffer. Aber dann kommen die Hausnummern, und die gehen bis … keine Ahnung, jedenfalls viel höher hinaus, da kommst du um drei oder vier neue Ziffern nicht herum. Wo wohnst du denn?«
    »Im Buntbergkaff«, antwortete Billa.

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