Brunnentor
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Volkszählung

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    Als sie sich am darauffolgenden Ersttag wieder zur Besprechung trafen, machten sie lange Gesichter. Einschließlich Lia, die sich zwar skeptisch geäußert hatte, aber immer voll und ganz dabei war, wenn etwas schon mal in Angriff genommen war. Sie war es auch, die sich bereiterklärt hatte, den Reaktionskommel zu hüten und die Anrufe entgegenzunehmen, zu zählen und zuzuordnen.
    »Wenn noch welche dazugekommen wären, hättest du es uns sicher schon gesagt, Lia«, begann Rumu die Sitzung.
    »Hätte ich, aber es blieb leider dabei: die beiden Kinder und die komische Frau.«
    »Wieso war die komisch?«, fragte Abirei.
    »Weil sie mir allzu euphorisch vorkam«, sagte Lia. »Sie redete von ›Zusammenarbeit‹ und ›groß angelegt‹ und was weiß ich, ich kam da gar nicht mehr mit.«
    »Ja, nun, hm, tatsächlich ein bisschen mager, diese Ausbeute«, stellte Heck fest, »ich hoffe mal, die drei sind nicht auch noch unsere einzigen Zuschauer, hahaha! Aber nehmen wir mal das, was wir haben. Kinder sind ja auch nicht dumm, und was die Frau anbelangt: Wenn die komisch ist, dann ist das eher ein Problem für ihr direktes Umfeld, nicht für uns, denn auf die Zahlen wirkt sich das ja wohl nicht aus, und vielleicht hat sie ja genau die richtige Einstellung zu unserer Sache.«
    »Und was meint ihr, wie gehen wir nun weiter vor?«, fragte Rumu in die Runde. »Aufruf übermorgen nochmal wiederholen? Oder erst mal mit unseren drei ›ersten‹ Jovizählern reden?«
    »Wie wär’s mit einer Kombination aus beidem?«, regte Heck an. »Wir laden die drei zum Interview ein, dann sehen die Leute, hoppla, da gibt’s ja tatsächlich schon Mitmacher, und danach wiederholen wir den Aufruf.«
    »Gute Idee«, fand Rumu.
    »Interview?«, fragte Abirei. »Ihr wisst schon, dass ich darin nicht besonders geübt bin?«
    »Zwei Kinder und eine Frau, wenn auch eine komische, wie Lia es empfand«, sprach ihr Heck zu, »das schaffst du doch im Schlaf, wie wir dich kennen, Abi.«
    »Na gut«, willigte Abirei geschmeichelt ein, noch nicht ahnend, was da auf sie zukommen würde.

*

    Also saß Abirei zur nächsten Sendezeit wieder vor dem Kommel und bot wie üblich ihren ganzen Charme auf.
    »So, meine sehr verehrten Zuschauer des Dritttagskanals der Stillen Beobachter, heute haben wir drei der ersten wackeren Bewerber für unsere Volkszählung zu Gast zu einem kleinen Gespräch hier im Brunnentor. Auch Sie könnten hier sitzen, meine Damen und Herrn zu Hause, wenn Sie sich an der Teilnahme an diesem großen Projekt interessieren. Mehr dazu nochmal am Ende der Sendung.
Ich begrüße von Randsaum und Billa und Fring. Wie man sich denken kann, ist Euer Interesse groß, endlich zu erfahren, wie viele Leute es gibt in Jupolis, nicht wahr? Billa?«
    Womit sich Abirei an das kleine Mädchen gewandt hatte. Fring war das andere Kind, ein Junge, etwas älter als Billa, und Frau von Randsaum war die »komische Frau«. Sie saß auffallend aufrecht und blickte lauernd umher, als könne sie die Gelegenheit nicht erwarten, etwas kundzutun.
    »Ja«, antwortete Billa artig. »Ich möchte am liebsten wissen, wie viele Kinder es gibt.«
    »Da haben Sie recht, das wäre auch noch interessant, das mit dem Alter der Leute«, pflichtete Abirei bei und sah mit erhobenem Kopf ihre Kollegen im Hintergrund an, »vielleicht lässt sich das ja noch in die Zählung einbauen, da befinden wir uns noch in Gesprächen.«
    »Also, meiner Meinung nach«, preschte nun Frau von Randsaum vor, ohne direkt angesprochen worden zu sein, »ist die Gesamtheit der Einwohner sowieso nicht so wichtig, ich fände es viel interessanter zu wissen, wie es mit der Gewichtung des Ansehens steht.«

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