Brunnentor
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Volkszählung

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    Es dauerte eine kleine Weile, nachdem der Kommel abgedreht war, bis der Erste von den dreien im Raum wieder Worte fand.
    »Au weia«, sagte Rumu.
    »Ja, also, wirklich, meine Fresse, unglaublich, was so alles herumläuft«, äußerte sich nun auch Heck. »Übrigens hast du den erneuten Aufruf wegen der Volkszählung vergessen, Abi.«
    »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst«, erwiderte Abirei.
    »Ich hab ja nur noch gestaunt, wie du die zurechtgestutzt hast«, sagte Rumu. »Hätt ich nie hingekriegt.«
    »Staunen tu ich selber auch«, antwortete Abirei, »aber es blieb mir ja gar nichts anderes übrig. Irgendwie musste ich diese Posse doch zu einem Abschluss bringen.«
    »Das Projekt Volkszählung können wir jedenfalls abhaken, hab ich das Gefühl«, sagte Rumu. »Wenn das der erste Ansturm unserer Jovizähler war, dann gute Nacht.«
    »Nun ja, man müsste jetzt halt wissen, was ein zweiter Aufruf noch gebracht hätte«, meinte Heck.
    »Ich muss das nicht mehr wissen«, sagte Rumu, »mir reicht’s schon.«
    »Auch ich verzichte auf die Kenntnis des Durchschnittsalters der Bevölkerung«, hauchte Abirei erschöpft. »Wir können froh sein, wenn wir nicht einen Teil unseres Publikums verloren haben mit diesem unsäglichen Interview, das von vollen zwei Dritteln der Gäste unter Protest verlassen wurde.«
    »Unsäglich war dieses Weib, nicht dein Interview«, stellte Rumu richtig, »das nämlich hast du großartig gemeistert, Abi. Und dann noch dieser glänzende Schluss! Hast du wieder mal klasse hingekriegt, richtig professionell, so aus der Misere dann noch ein Lehrstück zu machen. Einfach phantastisch.«
    »Wir werden’s ja gleich zu hören kriegen«, sagte Abirei matt mit Blick auf die Tür zum Nebenkämmerchen, denn da kam gerade Lia heraus.
    »Und, wie sieht’s aus?«, fragte Rumu, Schlimmes ahnend, »viel Empörung bei der Zuschauerschaft? Vorbei mit dem guten Ruf des Dritttagskanals?«
    »Überhaupt nicht!«, strahlte Lia. »Waren unerwartet viele Anrufe heute. Manche sagten, an so einer Ansehenseinstufungszählung würden sie aber nicht teilnehmen. Ich stellte natürlich klar, dass wir eine solche auch keinesfalls durchführen würden. Ein paar fragten, wo wir denn diese Irre aufgegabelt hätten. Das sei ja eine imposante Darbietung. Wie sowieso alles auf dem Dritttagskanal. Die meisten aber sagten: Schmeißt sie augenblicklich raus, diese unerträgliche Person! Und jetzt am Ende gab’s noch einen richtigen kleinen Begeisterungssturm. Für die Art, wie Abi die Frau abserviert hat. Für dieses ›Dann bin ich ja erleichtert‹. Das kam verdammt gut an!«.
    Fröhlichkeit breitete sich aus.
    »Puh!«, entfuhr es Rumu. »Nochmal Glück gehabt.«
    »Ja. Kann man so sagen, ja«, pflichtete Heck bei. »Das Glück des Tüchtigen. Oder besser: der Tüchtigen. Femininum Genitiv Singular. Also Abi, meine ich.«
    »Bloß mit dem ›groß rauskommen‹ wird’s auch diesmal wieder nichts«, bedauerte Abirei mit seitlichem Blick auf Rumu.
    Dieser sah die anderen drei heiter und gelöst einzeln an.
    »Das holen wir dann halt ein andermal nach«, sagte er.

 

 

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