Brunnentor
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Der Fall Würfelhaus 4

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    »Wir haben alles so gelassen, ist alles noch am Platz«, fuhr Pli fort. »Der reguläre Kommelfunk weiß es aus guten Gründen noch nicht; was die verbreiten, sind tatsächlich nur Geschichten aus dem Lande Bo. Das Besondere an dem Fund: Die Säcke sind aus einem Material, das wir bisher nicht kannten. Ein Stückchen davon hatten wir abgetrennt, und gestern haben wir eine erfahrene Fachfrau aus der Gießerei auftreiben können, die es analysierte und sagt, es handle sich um eine Folie aus Weichjomit mit zugesetztem Steigstoff, was die gefüllten Säcke ganz erheblich leichter zu tragen machte, besonders auf dem Rücken, wegen der Körperwärme.«
    »Also tatsächlich doch die beiden fröhlichen Handwerker«, sagte Abirei.
    »Genau. Plus eine dritte Person, eine Frau, die mit dem Brett gewartet haben muss, bis die beiden an der bekannten Stelle auftauchen. Aber jetzt kommt’s: Auf der Sackfolie ist eine Schicht von Luminat aufgedampft, die wiederum mit einer dunklen Farbschicht überzogen ist, damit man es bei Dunkelheit, also im Versteck, nicht leuchten sieht. Es war uns völlig unbekannt, dass eine so präparierte Folie den Inhalt vor Peilsignalen abschirmt, und auch die Peilungsexperten staunten nicht schlecht. Sie sagen, das könne nur am überfärbten Luminat liegen, da wisse das Signal wohl nicht, was es damit anfangen soll.«
    »Nun gut, ja, haha, tatsächlich, ist ja im Normalfall ja auch ziemlich widersinnig, eine Lichtquelle dauerhaft am Leuchten zu hindern«, warf Heck ein. »Würde mich auch verstören, wenn ich das Peilsignal wäre.«
    Abirei lachte laut auf. »Unser Heck als Peilsignal!«, rief sie. »Was für eine köstliche Vorstellung!«
    »Das bringt aber bitte nicht nächste Woche!«, fügte Pli hinzu. »Das bleibt so lange geheim, bis das Peilsignal an diese neuen Erkenntnisse angepasst werden kann.«
    Die Stillen Beobachter waren fasziniert und murmelten kreuz und quer durcheinander. Bis Rumu fragte:
    »Und die Täter hab ihr auch schon? Hab ich das richtig interpretiert?«
    »So gut wie«, antwortete Pli. Wir wissen, wer es war. Aber bis zu eurer nächsten Sendung werden wir sie wohl auch haben. Dafür sorgen wir schon. Dafür haben wir das Zeug ja in seinem Versteck liegen lassen. Es ist jetzt ein Köder. Morgen werden wir dem Stadtfunk stecken, dass die Beute im Tiefgang eines Hauses sichergestellt wurde – wir sagen nicht, welches Hauses! –, dass es aber begründete Zweifel gebe, ob es sich wirklich um die Beute dieses Raubs handle und nicht um die eines anderen aus der Vergangenheit. Und wir gehen davon aus, dass sich die drei Hauptverdächtigen dann so bald wie möglich in der Spielhalle einfinden werden, um nachzusehen, ob ihre Beute noch da ist. Dann schnappen wir zu, dann gibt’s nichts mehr zu leugnen. Kollegen von mir liegen bereits durchgehend auf der Lauer.«
    »Phantastisch!«, rief Rumu aus. »Stark!«, »Toll!«, »Prima!«, fanden auch Abirei, Lia und Heck.
    »Und wer sind nun die Hauptverdächtigen? Darfst du uns das auch schon sagen?«, fragte Letzterer.
    »Ich komm gleich drauf«, sagte Pli, »aber vorher noch: Ganz toll auch euer Tipp mit dem Sudhaus, den mir Rumu ja noch am Ersttagabend übermittelte …«
    »Da hätte jeder drauf kommen können«, winkte Rumu bescheiden ab.
    »Mag schon sein«, entgegnete Pli, »auch in den Sudhäusern wurde uns gesagt, dass ein ›Mein Batzenspender ist kaputt!‹ durchaus manchmal auf einen Fehler im Sudhaus zurückzuführen sei. Aber wer weiß, ob und wann wir darauf gekommen wären, in Sudhäusern zu ermitteln. So aber haben wir es sofort getan, und tatsächlich war auch schnell herausgefunden, wer sich in jüngster Zeit in dem Sudhaus, an das das Würfelhaus 4 angeschlossen ist, anlernen ließ und zur fraglichen Zeit, also vorgestern Vormittag, den Dienst übernommen, ja nachgerade an sich gerissen hatte.«
    Die andere Spur, die mit dem Peilsender, habe nach den Ergebnissen der Sackmaterialanalyse in die Gießerei geführt, erzählte Pli, genauer: in die Luminatbeschichtungshalle. Und siehe da, da seien kürzlich ein Mann und eine Frau beschäftigt gewesen, die etwas produzierten, worüber die Kollegen staunten, aber die beiden hätten ihnen erklärt, das sei eine Bestellung eines Probierers für eine Versuchsreihe, mehr wüssten sie auch nicht.

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