Die anderen drei kamen hinzu.
»Eben nicht in die Arme gelaufen!«, stellte Lia richtig. »Oder seid Ihr hier entlang zum Würfelhaus gerannt?«
»Natürlich nicht«, sagte der Mann. »Hier geht’s doch zu Fuß nicht rüber. Normalerweise jedenfalls.«
»Eben!«, übernahm Rumu Lias Argumentation. »Die haben doch gewusst, dass die Jupolizei weiß, dass es hier keine lückenlose Verbindung gibt. Dass sie deshalb logischerweise fliegend am Würfelhaus eintreffen würde! Also sind sie hier seelenruhig unter der in Gegenrichtung über ihnen anrückenden Jupolizei entlangmarschiert. Also theoretisch.«
Der Ordnungshüter räumte ein, dass dies eine Möglichkeit wäre, eine von vielen, aber alles andere als die wahrscheinlichste, eher eine exotische.
»Wieso sollte denen ausgerechnet so was Ausgefallenes eingefallen sein wie so ein Brett?«, fragte er. »Auf solcherlei kommen doch nur die Stillen Beobachter«, fügte er, wiederum schmunzelnd, hinzu.
»In der Spielhalle haben wir es gefunden, wie gesagt«, wiederholte Lia.
»Ach, gefunden? Nicht mitgebracht?« Jetzt schien der Mann den Zusammenhang zu begreifen. »Das Brett? Gleich hier in der Spielhalle? Dieses hier?«
»Genau das«, sagte Rumu. »Könnte es sich nicht lohnen, sich dort mal näher umzusehen? Wir haben außer dem Brett selbst nichts angerührt, waren auch nur in der Haupthalle. Aber da sind ja auch noch andere Stockwerke und Gebäudeteile …«
*
Am übernächsten Tag, dem Dritttag, versammelten sich die Stillen Beobachter erneut im Brunnentorstübchen, diesmal zur Sendung. Sie wussten bereits weit mehr, als sie ihrem Publikum mitteilen würden. Pli hatte sie auf dem Laufenden gehalten, diesmal mit noch mehr Billigung von ihren Kollegen, da sie der Jupolizei so wertvolle Hinweise gegeben hatten.
»Wir pfeifen Ihnen was, verehrte Zuschauer«, sprach Abirei in den Sendekommel, »Sie sehen den Dritttagskanal der Stillen Beobachter.
Sicher haben Sie von dem vorgestrigen Raub aus Würfelhaus 4 gehört. Sie wissen, dass das Würfelhaus 4 sich in der Nähe des Neuen Zentrums befindet, und Sie wissen, dass wir hier aus dem Brunnentor senden. Natürlich und völlig zurecht erwarten Sie nun, da sich das alles so nahe bei uns ereignet hat, dass wir auch ausführlich darüber berichten. Das tun wir auch. Aber noch nicht heute. Denn die jupolizeilichen Ermittlungen sind noch in vollem Gang. Wir sind ganz vorne mit dabei und gut informiert, aber wir gehen einen anderen Weg als der städtische Kommelrundfunk, wir lassen Sie nicht auf Halbwahrheiten sitzen, nur damit wir etwas zu senden haben. Wir ziehen keine voreiligen Schlüsse und überreichen Ihnen keinen Strauß zusammengepflückter Vermutungen. Wir senden nur einmal in der Woche und bleiben stille Beobachter, bis wir die Hintergründe kennen. Ist dies noch nicht der Fall, senden wir lieber etwas Lustiges oder gar nichts.
Es sieht danach aus, dass die Ermittlungen im Fall Würfelhaus 4 schon bald abgeschlossen sein werden. Aber zur Stunde sind sie es nun mal noch nicht. In der Zwischenzeit glauben Sie bitte nicht alles, was Ihnen vom Stadtfunk aufgetischt wird. Wenn Sie wissen wollen, wie es wirklich war, besuchen Sie uns nächste Woche wieder, selber Tag, selbe Zeit. Sind ja nur vier Tage.
Und als Alternative zur Berichterstattung des Stadtfunks übertragen wir jetzt ein Rededuell zwischen der amtierenden Meisterin und dem Vizemeister im Ohnsinnplappern, das gerade im Sprechturm stattfindet. Also noch viel Vergnügen oder jetzt schon bis nächsten Dritttag!«
Noch während Abirei dies verkündet hatte, war Pli lautlos hereingekommen und hatte sich in einen Sitz am Rand des Raums außerhalb des Sichtfelds des Sendekommels gesetzt. Jetzt, da dieser abgedreht und fixiert war, meldete sie sich zu Wort.
»Ihr seid echt die Größten«, sagte sie. »Ich glaube, so schnell wurde noch nie ein Würfelhausraub aufgeklärt. Und das ist nur euch zu verdanken. Ihr seid eben doch Denklinge. Ohne eure Geistesblitze hätten wir womöglich weder die Beute noch die Täter jemals gefunden.«
Dass sich die Beute tatsächlich in der Spielhalle befand, hatte sie den vieren gestern schon erzählt. Sie war im Tiefgang in einem Behältnis unter etwas Gerümpel versteckt.
