Brunnentor
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Der Fall Würfelhaus 4

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Die Direktorin von Würfelhaus 4 ist, als bekanntermaßen äußerst verlässliche Person, nach wie vor und weiterhin im Amt. Ihre nur zwei Minuten dauernde Abwesenheit von ihrem Platz, verursacht durch einen von den Tätern vorsätzlich stillgelegten Batzenspender im Würfelhaus, wurde von der Jupolizei – absolut zurecht, wie wir finden – als verzeihlicher, leicht nachvollziehbarer Fehler gewertet, der jedem passieren könnte, der eine Veranlagung zum Jähhunger hat. Personen mit Jähhunger, meine sehr verehrten Damen und Herren, werden nicht allmählich hungrig, sondern verspüren den Hunger plötzlich und in aller Heftigkeit, ohne vorherige Ankündigung. Betroffene und deren Angehörige und Freunde kennen das Phänomen, alle anderen haben hiermit schon wieder was dazugelernt. Der Dritttagskanal bemüht sich, unterhaltsam, informativ und lehrreich zu sein. So werden wir auch dem Jähhunger in naher Zukunft einen Beitrag widmen. Frau von Rothaus-Gegenwest bleibt also Direktorin, zumal die Folgen des – wirklich raffiniert eingefädelten – Verbrechens nur von kurzer Dauer waren, dank der großartigen Arbeit der Jupolizei und auch ein bisschen durch unsere Mithilfe, wie wir uns bescheiden anzumerken erlauben. Alle geraubten Würfel sind wieder da, wo sie hingehören, die drei Täter überführt.
Bitte zögern Sie nicht, liebe Zuschauer, sich vom Zutreffen unserer Informationen selbst zu überzeugen, sei es bei der Jupolizei oder bei der Direktorin von Würfelhaus 4.
Dies ist der Dritttagskanal der Stillen Beobachter. Bleiben Sie uns treu und empfehlen Sie uns weiter.
Nachfolgend sehen Sie noch einen detaillierten Bericht über den genauen Hergang des Würfelhausraubs in einer Übertragung aus dem Jupolizeihaus, und in unserer nächsten Sendung werden wir uns dem Thema widmen, auf welch simple Weise umwegverursachende Schwimmtellerlücken in ganz Jupolis unkompliziert und effizient geschlossen werden könnten. Etwas, was uns alle angeht, etwas, was uns allen das Leben im Alltag etwas erleichtern könnte.
Wir pfeifen Ihnen was sehr freundlich und vertrauen darauf, dass Sie uns am kommenden Dritttag wieder einschalten.«

    »War gut!«, lobte Rumu anschließend.
    »Ja, hast du wieder mal prächtig präsentiert«, meinte auch Lia.
    »Sie werden uns hassen«, sagte Abirei wohlgelaunt mit scherzhaft aufgerissenen Augen, »für unsere Art der Präsentation, für die Entlarvung ihrer Falschinformationen, für unseren guten Kontakt zur Jupolizei.«
    »Ha, ja, wer, der Stadtfunk?«, fragte Heck. »Tun die doch längst. Bisher ignorieren sie uns nach außen noch geflissentlich und tun so, als gäbe es uns gar nicht. Aber ich warte auf den Tag, an dem sie zum großen Schlag ausholen und versuchen, vielmehr uns als schlampig und unglaubwürdig hinzustellen und uns damit ungewollt so richtig bekannt machen.«
    »Oh ja«, pflichtete ihm Rumu bei, »das wäre was! Damit kämen wir dann wirklich …«
    »… ganz groß raus!«, riefen die anderen drei heiter im Chor.
    »Groß rauskommen hätten wir eigentlich jetzt schon können«, sagte Heck, »wenn wir nicht so bescheiden wären. Immerhin haben wir der Jupolizei die entscheidenden Tipps geliefert, und Pli hat schon recht, wenn sie sagt, dass sie ohne uns den Fall vielleicht nie aufgeklärt hätten.«
    »Ganz so wär’s wahrscheinlich auch nicht grade gekommen«, erwiderte Abirei, »denn irgendwann hätten die Räuber die Würfel doch wohl aus den Säcken nehmen müssen, und dann hätte der Peilsender sie doch noch erhascht, wenn ich das alles richtig sehe.«
    »Ist jedenfalls besser, wie’s ist«, bemerkte Lia, »wir hatten ein Thema für drei Sendungen und der Fall ist abgeschlossen.«
    »Ja genau«, sagte Rumu, »und deshalb sollte er jetzt auch für uns als abgeschlossen gelten, denn wir haben noch genug zu tun. Jetzt gilt es, an die nächsten Sendungen zu denken, sprich: die Stellen aufzuspüren, wo Schwimmtellerlücken am sinnvollsten mit Brettern überbrückt werden sollten, angefangen bei unserer Lücke hier zum Jupolizeihäuschen, und auch mit den Recherchen in Sachen Jähhunger können wir schon mal anfangen, Betroffene aufsuchen und so weiter. Es gibt noch viel zu tun, packen wir’s an.«

    Man konnte sich gar nicht mehr vorstellen, dass einem jemals der Sendestoff ausgehen könnte.

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