Brunnentor
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Der Fall Würfelhaus 4

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    »Eine durchaus plausible Auskunft, der wir jedoch ebenfalls sofort nachgingen, und eine Blitzumfrage an ein paar Probierbörsen brachte zutage, dass der auftraggebende Probierer genau die Frau war, die da mitgegossen hatte. Eine erfindungsreiche Person, muss man schon sagen, nur leider auf der schiefen Bahn. Kommt seltsamerweise bei Probierern immer wieder mal vor. Und der Mann war zuvor in einer anderen Abteilung des Industriekomplexes tätig gewesen – nun ratet mal, in welcher.«
    »Hm«, sagte Rumu.
    »Tja, mal überlegen, was käme da denn in Frage …«, rätselte Heck.
    »Ich hab keine Ahnung, was es da an Abteilungen gibt«, gestand Abirei.
    »Nun sag schon, Pli«, bat Rumu, »in welcher?«
    »In der Brettgießerei!«, lachte Pli. »Aber es kommt noch ein Knaller. Der andere Mann, der vom Sudhaus, ist wohl auch ein recht erfinderisches Kerlchen. Und zwar hatte sich der früher ein paar neue Berufe ausgedacht und ausgeübt. Einer davon war vor ein paar Jahren, haltet euch fest: Ernährungsberater.«
    »Ernährungsberater?«
    »Was soll das denn sein?«
    »Batzenrezepterfinder?«
    »Als solchen hatte eine andere Beschäftigte im Sudhaus ihn wiedererkannt. Nun überlegt mal«, sagte Pli, »wer könnte auf die Idee kommen, einen ›Ernährungsberater‹ aufzusuchen?«
    »Jemand mit Verdauungsproblemen? Nein, gibt’s ja eigentlich nicht.«
    »Jemand mit Appetitmangel?«
    »Jemand mit Jähhunger!«
    »Exakt!«, bestätigte Pli.
    »Und, hat sie …? War sie …?«
    »Ja. Die Direktorin war mal bei einem solchen gewesen.«
    »Ist ja ’n Ding.«
    »Also wussten die genau, dass die Direktorin Panik kriegen würde, wenn die Batzen nicht gleich aus dem Spender kommen.«
    »Das passt ja alles so zusammen, dass einem ganz schwindlig wird«, fand Rumu.
    »Kann man sagen, ja«, stimmte Pli zu. »Sagen muss man aber auch, dass wir noch lange damit beschäftigt gewesen wären ohne eure Idee mit dem Brett und natürlich der Auffindung desselben …«
    Die anderen drei zeigten auf Lia, diese aber zuckte nur mit den Ohren, als wollte sie sagen: Na gut, ist halt zufällig mein Einfall gewesen.
    Pli nickte ihr anerkennend zu und redete weiter: »Und deshalb soll ich euch auch den Gruß und Dank von Frau von Rothaus-Gegenwest überbringen, die wir in ihrem Amt bestätigt haben, unabhängig davon, was der Stadtfunk so alles von sich gibt, aber das wird ja eh bald wieder aufhören, wenn ihr nächsten Dritttag wieder auf Sendung gewesen seid.«

*

    Und es war wieder eine rasante, aufregende Woche. Die vier Freunde mussten nicht bis Zweittagabend oder gar Dritttagmorgen warten, bis sie wussten, was sie alles berichten konnten.
    »So, und jetzt, meine sehr verehrten Zuschauer des Dritttagskanals der Stillen Beobachter«, begann Abirei am folgenden Dritttag in den Sendekommel zu sprechen, »jetzt ist es an der Zeit, etwas richtigzustellen im Fall Würfelhaus 4.
Der städtische Kommelrundfunk hatte berichtet, der Würfelpeilsender sei in einem miserablen Wartungszustand und daher im Ernstfall nicht zu gebrauchen gewesen. Die Jupolizei widerspricht dieser Behauptung vehement, und auch wir wissen, dass dem nicht so war. Der Würfelpeilsender war von den Tätern ausgetrickst worden – für Spekulationen darüber, auf welche Weise das geschah, verweisen wir wieder auf den Stadtfunk. Jedenfalls arbeitet der Peilsender völlig korrekt. Ferner berichtet der Standardfunk, die Direktorin des Würfelhauses habe ›skandalöserweise ihren Platz verlassen‹ und habe, wie aus angeblich ›zuverlässiger Quelle‹ zu erfahren gewesen sei, sich zu einer geruhsamen Batzenspeisung mit Freunden begeben, obwohl sich auch im Würfelhaus selbst ein Batzenspender befinde, und sie sei deshalb entlassen worden.
Diese Aussage enthält gleich zwei Behauptungen, die wir in höflicher Zurückhaltung nur als ›falsch‹ bezeichnen. Die Stillen Beobachter hatten die Ehre, in die jupolizeilichen Ermittlungen etwas eingebunden zu sein, was wohl mit unserer seriösen und schnörkellosen Berichterstattung zu tun haben dürfte.

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