Band IV

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Io-Zeit:
Die verschiedenen Seitler

Analog zu diesen Mondseiten bestand die iovianische Gesellschaft aus sogenannten Jupseitlern, Gegenjupseitlern und Halbjupseitlern. Nicht dass es eine feste Zugehörigkeit oder eine Trennung zwischen diesen dreierlei Seitlern gab – die Unterscheidung betraf nur den Wohnort, und den konnte man wechseln, wenn man wollte. Aber eine Unterscheidung ist dann doch zulässig: die, wie wichtig dem jeweiligen Seitler der Jupiter war. Den Gegenjupseitlern offenbar gar nicht, sonst hätten sie nicht auf der Io-Seite gewohnt, auf der man ihn nie sieht. Den Jupseitlern vielleicht auch nicht so sehr, denn für sie war der Jupiter ein alltäglicher, gewohnter Anblick. So richtig dauerhaft im Bewusstsein allerdings war er den Halbjupseitlern.

Halbjupseite

Der Himmel über der Halbjupseite der Io    [G]

Denn die Halbjupseite ist ein Gebiet, in dem der Jupiter zwar nur zur Hälfte zu sehen ist, nämlich am Horizont, dafür aber riesengroß, viel größer als auf der Jupseite. Das kennen wir auch: Am Horizont sehen auch bei uns Mond und Sonne um ein Mehrfaches größer aus als sie sind. Das nennt sich „Mondtäuschung“ und hat mit der Erdatmosphäre nichts zu tun. Man bildet sich dieses größere Aussehen nur ein, aber man sieht es so. Umso größer die Enttäuschung, wenn man mal einen wunderbaren Sonnenuntergang mit einem gigantischen Sonnenball fotografiert hat, und auf dem Foto ist die Sonne dann so klein, wie sie in Wirklichkeit ist. Haben wir fast alle schon mal erlebt.
Die Halbjupseite ist somit vom Panorama her die imposanteste Gegend der Io. Zumal hier die anderen Monde auch noch aus dem Planeten hervorzugehen scheinen, als gebäre er sie Tag für Tag. Jedenfalls von dort aus betrachtet, wo der Jupiter im Osten liegt. Liegt er am Westhorizont, scheinen die Monde in ihn einzutauchen, als ernähre er sich von ihnen.
Alles in allem war die Halbjupseite also ein Land für poetisch veranlagte Iovianer, und es wird ihnen eine schwärmerische Phantasie nachgesagt. Und ein gewisser Hang zur Theatralik.

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