Band IV

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Io-Zeit:
Erste Erkundungsflugversuche

Ganymed

Ganymed    [G]

Thebe

Thebe    [G]

Amalthea

Amalthea    [G]

Europa

Europa    [G]

Aber wohin? In Frage kamen zunächst Europa, Amalthea, Thebe und Ganymed. Alles Nachbarmonde. Ganymed dabei nur sehr bedingt, wegen der großen Entfernung. Die Europa, der sogenannte „Weißmond“, sah von vornherein nicht sehr einladend aus, aber was man von ihr wusste, war wenig. Überhaupt hatten sich die Iovianer früher so gut wie gar nicht für die anderen Monde interessiert. Es waren eben Monde, die am Himmel schienen. Gerade mal, dass sich der Iovi bewusst war, dass er selbst auf einem Mond lebt. Und dass die Europa doppelt so lang um den Jupiter unterwegs war als die Io und der Ganymed viermal so lang. Woraus sich die Io-Woche[1] ergab. Aber damit hatte es sich auch schon mit der Astronomie. Weil der Jovianer doch keine Wissenschaft[2] betreibt.
Erst in der Phase, als die Teleskope aufkamen, hatte sich, gerade noch rechtzeitig, ein gewisses Interesse an anderen Himmelskörpern entwickelt.
Auf diese Triebphase folgte natürlicherweise die unvermeidliche Knirschphase, in der wieder alles völlig aussichtslos erschien. Aber die nächste Triebphase ließ auch nicht lange auf sich warten, und in dieser fanden die ersten Erkundungsflüge statt. Wagemutige Männer und Frauen unternahmen Expeditionen in gigantische Entfernungen. Sicher, die Idee, Verpflegung mitzunehmen, lag natürlich auf der Hand und war schon früh aufgekommen. Einige Mofaxi[3]-Piloten – die ja mehr wegen ihrer besonders behutsamen Flugweise bekannt sind – entdeckten ihr jugendliches Draufgängertum wieder und probierten den Drallflug mit dem Mofaxi. Was freilich gründlich misslang. Die Kabine brachte das Fliegzeug[4] in ein fürchterliches Trudeln oder riss sogar ab. Batzenmitnahme in der Mofaxi-Kabine, was die einfachste Möglichkeit gewesen wäre, schied damit aus.

Batzenbreitank

Mofa mit Batzenbreitank    [G]

Hinzu kam die Schwierigkeit, dass Batzen schon dann auseinanderfallen, wenn sie etwas zu hoch geflogen werden, und zwar auch schon innerhalb der kümmerlichen Io-Atmosphäre. Sie zerfielen also bereits, bevor man diese verlassen hatte. Da war aber schnell Abhilfe geschaffen: Man formte einen Tank, in dem die fertigen, noch runden Batzen eingefüllt wurden, mit einem Ventil am unteren Ende, an dem der der Brei, zu dem sie zerfielen, ausgesogen werden konnte. Auf diese Weise war es möglich, wochenlang durchs All zu fliegen, ohne sich dem Verhungern auszusetzen.

Treibstoff hingegen war nie ein Problem gewesen in der iovianischen Technik. Schubrohre[5] funktionieren überall. Es ist lediglich die Lebensdauer ihrer Innenbeschichtung, die der Sache eine gewisse Begrenzung verleiht. Also hatten die Pioniere auch noch ein Sortiment Ersatzrohre dabei, für alle Fälle. Und natürlich einen Kommel[6], um das fernab Geschehende nach Hause übertragen zu können. Einen Rucksackkommel, genauer gesagt, denn nur dieser funktioniert auch ohne äußerlich vorhandene Kraftwellen[7]. Nämlich mit etwas, was wir Akku nennen würden; in Wirklichkeit aber ist es ein eigenes kleines Wellenkraftwerk, bestehend aus joval[8] (damals noch: ioval) ineinander verschachtelten Mini-Schubrohren. Auch eine „Erfindung“ jener Zeit, wie das auswechselbare Mofa-Schubrohr, die Sicherheitsleine (sprich: das Aneinanderbinden von Mofa und Pilot, damit sie bei einer Panne in der Schwerelosigkeit nicht auseinander driften) und: der Anhänger. Schließlich mussten die mitzunehmenden Utensilien irgendwo reingepackt werden, und da das mit dem Mofaxi im Drallflug nicht geklappt hatte, versuchte man es mit angehängter Kabine statt aufgesetzter. Das erschwerte zwar den Start (und tatsächlich gab es anfangs häufige Sofortabstürze mit Totalschaden), aber einmal im Flug, funktionierte alles prächtig.

Ausrüstung

Die Ausrüstung des Erkundungsfliegers    [G]

Besonders, als man herausgefunden hatte, dass eine Stange das viel bessere Verbindungsmittel darstellte als ein Seil, da sich Letzteres beim Drallflug verdrillte und bei einem Stopp oder Übergang in Normalflug derart heftig wieder entdrillte, dass nicht nur der Anhänger wie wildgeworden in der Gegend herumzappelte, sondern dabei auch noch den Piloten ernsthaft gefährdete.

Die Ausrüstung des Erkundungsfliegers war beisammen.

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[1] ^ Den Begriff der „Woche“ (die aufgrund ihrer Herkunft von den Mondstellungen mehr mit Monden zu tun hat als der jovianische Monat) haben die Jovianer auf den Jupiter mitgebracht. Auch hier blieb dann die Woche ein Zeitraum von 4 Tagen (allerdings nun den viel kürzeren Juptagen). Die Namen der Wochentage lauten: Nullttag, Ersttag, Zweittag und Dritttag.

[2] ^ s. Artikel Wissenschaft in Band III.

[3] ^ Ein Mofaxi ist ein zum Personen- und Warentransport umgebautes Mofa[9] und Mofaxipilot ist jemand, der ein solches fliegt. Auf unsere Verhältnisse übertragen wäre das in etwa ein Taxifahrer.

[4] ^ „Fliegzeug“ steht zusammenfassend für alle jovianischen Fluggeräte.
Näheres s. Artikel Fliegzeug in Band III.

[5] ^ Schubrohre bilden das „Triebwerk“ jedes jovianischen Fluggeräts; siehe auch Luminat in Artikel Energieversorgung in Band I.

[6] ^ Ein Kommel ist sowas wie unser Computer oder Fernseher oder beides, mit noch ein paar weiteren Funktionen, aber ohne Speicher. Näheres s. Artikel Kommeltechnik in Band III.

[7] ^ Die Energieversorgung der Jovianer erfolgt über Kraftwellen, ist also Funkstrom.
Näheres s. Artikel Energieversorgung in Band I.

[8] ^ „joval“ = in Form eines Jovals[10].

[9] Mofa: Das geflügelte Privat-Fluggerät der Jovianer zum Aufsitzen (s. Seite Das Mofa in Artikel Fliegzeug in Band III).

[10] Das Joval ist die geometrische Idealform der jovianischen Kultur. Näheres s. Artikel Joval und Würfel in Band III.