Band IV

zurück Erste Erkundungsflugversuche Der Große Umzug weiter
Io-Zeit:
Erste Ergebnisse

Nun aber war es soweit. Mehrtägige Tests verliefen reibungslos, und die Spezialisten hoben ab. Etwa zwei Wochen (irdisch gerechnet) waren sie in einer Richtung unterwegs, und die Iovianer warteten in ihren halbzerstörten Häusern, durchgerüttelt von Iostößen, gebannt auf das, was die Erkundungsflieger zu übermitteln und berichten hatten. Übrigens tat sich damals schon ein gewisser Alp von Altburg[1] hervor, den man später „Kapitän“ nennen sollte – ein Titel, der eigens für ihn eingeführt wurde.

Die Ergebnisse waren niederschmetternd.
Der Weißmond, die Europa, stellte sich als völlig unbewohnbar heraus, denn da bestand alles nur aus Wasser. In gefrorenem Zustand, also Eis. Ein schrecklicher Stoff für die Iovianer, denn es war schnell herausgefunden, dass darin keine Ploppknollen eingepflanzt werden konnten und nicht daran zu denken war, hier die Komponenten für Iomit[2] vorzufinden. Auch gab es nichts aufzulecken für die Viecher. Denn dass die Viecher mit umziehen würden, war bereits ausgemachte Sache. Viecher waren Mitbewohner der Iovianer seit eh und je, man konnte sie nicht im Inferno verenden lassen. Man war sich einig: Wenn wir das tun würden, würden wir aus einer nachfolgenden Knirschphase voller Reue, Scham und schlechtem Gewissen nie mehr herauskommen. Wollte der Iovianer anderswo derselbe sein, musste er die Viecher mitnehmen. Auch wenn sie nie Haus- oder Nutztiere waren. Es gehörte sich einfach so.

Die Europa schied also aus. Verblieben Ganymed, Amalthea und Thebe in der ersten Wahl. Amalthea heißt im Volksmund „Großer Kartoffelmond“ – frei übersetzt natürlich, denn der Jovi hat ja die Kartoffel nicht. Die Amalthea hat die Form einer solchen, ist also nicht rund, wie es sich für einen normalen Mond gehören würde. Und sie ist sehr klein. Aber das machte alles nichts, denn für die Bevölkerung der Iovianer hätte der Platz allemal gereicht, und ob das Ding rund ist oder nicht, spielt ohnehin keine Rolle, wenn man sich einmal darauf befindet; Hauptsache, es bebt nicht. Auch die Thebe ist ein Kartoffelmond. Sie ist zwar näher bei der Io, aber viel kleiner als Amalthea und galt deshalb als deutlich weniger bevorzugt als diese. Und schließlich gehören zu den Kartoffelmonden auch noch Adrastea und Metis, die von den Iovianern erst jetzt entdeckt wurden, ganz nah am Jupiter. Aber die waren nun wirklich zu winzig mit ihren paar Kilometern Durchmesser.

Noch während die Amalthea, von der die Ploppknollen schon mal angenommen wurden, erstmals nach den drei Iomit-Komponenten abgesucht wurde, kam die Kunde von der Ganymed-Expedition, dass dieser große Mond, ebenso wie die Europa, ausschied, weil auch er aus Eis bestand.
So entschied man sich wohl oder übel für die Amalthea.

zurück Erste Erkundungsflugversuche Der Große Umzug weiter

Zum Seitenanfang

[1] ^ Derselbe Alp, der dann den „Großen Umzug“ geleitet hat (s. Artikel Der Große Umzug hier in Band IV)

[2] ^ „Iomit“ war die noch auf der Io gebräuchliche Bezeichnung für Jomit, den (fast) einzigen Werkstoff der Jovianer. Mehr zum Jomit in Artikel Industrie in Band I.